Dokumentation
Call for Papers: Nation – Ausgrenzung – Krise. Kritische Perspektiven auf Europa
29. Mai 2012 | Redaktion
Wir beabsichtigen, einen Sammelband zu nationalistischem und ausgrenzendem Denken im Kontext der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise zu veröffentlichen, der 2013 voraussichtlich beim Verlag edition assemblage (Münster) erscheinen soll.
Worum geht es?
Ausgrenzendes Denken und nationalistisches Denken stehen in einem engen wechselseitigen Zusammenhang mit Kapitalismus und ökonomischen Ideologien. In verschiedensten sozialwissenschaftlichen Disziplinen wurde in den vergangenen Jahren darauf hingewiesen, dass bei der Homogenisierung, Dichotomisierung und Hierarchisierung von Wir- und Sie-Gruppen neben naturalistischen Fundierungen auch vermehrt Behauptungen über den Leistungswillen, die Leistungsfähigkeiten, die historisch-ökonomischen Verdienste, die ökonomische Nützlichkeit und/oder den wirtschaftlichen Erfolg „der Anderen“ eine Rolle spielen. Solche Wir-Sie-Unterscheidungen können sich beispielsweise auf Konstruktionen von „Nation“, „Rasse“, „Volk“, „Klasse“, „Bildungsschicht“ oder „Religion“ beziehen.
Der Sammelband Nation – Ausgrenzung – Krise soll nach den Veränderungen fragen, die ausÂgrenÂzenÂdes und nationalistisches Denken durch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise erfahren. Die ForÂmulierung „ausgrenzendes und nationalistisches Denken“ bezieht sich dabei ausdrücklich nicht priÂmär auf die politische Rechte, sondern vorrangig auf die breite „Mitte“ der Gesellschaft.
Der Sammelband soll an den aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand anknüpfen. Mögliche Beiträge unterliegen hinsichtlich ihrer methodologischen und theoretischen Zugänge keinerlei Beschränkungen, sollten sich aber an den unten aufgeführten Frage- und Problemstellungen orientieren.
Das Buch wird sich in zwei Teile gliedern. In einem ersten Teil stehen grundlegende gesellschaftliche Analysen im Mittelpunkt. Hier sollen aktuelle Entwicklungen in den weiteren Forschungskontext eingeordnet werden. In einem zweiten Teil folgen Länderanalysen, in denen die politische und gesellschaftliche Situation in einzelnen Staaten genauer betrachtet wird.
Teil 1: Theoretische und zeithistorische Analysen (Arbeitstitel)
Die folgenden Artikel sind Vorschläge. Sie können gerne durch eigene Vorschläge ersetzt oder ergänzt werden. Die Herausgeber behalten sich vor, einzelne Artikel selbst zu verfassen.
- Historischer Abriss des Nationalismus: Was sind Nationalismen? Was sind Nationalstaaten? Welcher historische Zusammenhang besteht zwischen Nationalismen und Kapitalismus? Welcher historische Zusammenhang besteht zwischen Nationalismen auf der einen sowie sozialer und ökonomischer Ausgrenzung auf der anderen Seite? – Ca. 20.000 Zeichen.
- (Neo-)Liberalismus, Nationalismus und Ausgrenzung: Welche ideologischen Anknüpfungspunkte weisen (Neo-)Liberalismus, Nationalismus und Ausgrenzung zueinander auf? Wie unterscheidet sich das Verhältnis der drei Begriffe gegenwärtig im Vergleich beispielsweise zum 19. Jahrhundert? Inwiefern lassen sich durch die aktuelle Krise Veränderungen im Verhältnis dieser drei zueinander aufweisen? – Ca. 40.000-45.000 Zeichen.
- Globalisierung und Nationalismus: Welche Weiterentwicklung hat nationalistisches Denken im Zeitalter der Globalisierung erfahren? Welche Rolle spielt dabei das Topos der Standort-Konkurrenz? Wie sind aktuelle wirtschaftspolitische Diskussionen um Protektionismus und Neo-Merkantilismus aus nationalismustheoretischer Sicht einzuordnen? Welche Veränderungen zeichnen sich dabei im Kontext der aktuellen Krise ab? – Ca. 40.000-45.000 Zeichen.
- Ökonomische Codierungen im Rassismus: Inwiefern finden sich in rassistischem Denken ökonomische Ideologeme? Welche Rolle spielt das Verhältnis von Rassismus und Ökonomie im Kontext der aktuellen Krise? – Ca. 40.000-45.000 Zeichen.
- Ausgrenzendes Denken von Individuen: Inwiefern finden sich in ausgrenzendem Denken auf der Analyseebene des Individuums ökonomische Ideologeme? Welche Rolle spielen "Nationen", "Völker", "Rassen", "Kulturen", "Klassen", "Bildungsschichten", "Religionen" usw. für die Konstitution von sozio-ökonomischen und ideologischen Stati der Individuen? Welche Rolle spielt das Verhältnis von Ausgrenzung und Ökonomie im Kontext der aktuellen Krise? Welche Veränderungen lassen sich beobachten? – Ca. 40.000-45.000 Zeichen.
Teil 2: Länderspezifische Analysen (Arbeitstitel)
Artikel in Teil 2 sollten sich einem Land oder einer Ländergruppe widmen. Sie sollten sich dabei an einigen der folgenden Fragestellungen orientieren, können diese aber auch durch weitere Aspekte ergänzen/ersetzen:
- Welche Bevölkerungsgruppen in dem betreffenden Land sind in welcher Weise von der aktuellen ökonomischen Krise betroffen? Wie wird die Krise diskutiert?
- Welche Erscheinungsform hat nationalistisches und/oder ausgrenzendes Denken in dem betreffenden Land?
- Welche ideologischen Einflüsse und historischen Traditionen sind dabei von Bedeutung?
- Welche Rolle spielen dabei ökonomische Ideologeme?
- In welcher Weise findet sich nationalistisches und/oder ausgrenzendes Denken auf der Ebene institutionalisierter Politik (Regierungen, Parteien, Verbände, Medien)?
- Welche Veränderungen lassen sich durch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise beobachten? Welche Rolle spielt nationalistisches und/oder ausgrenzendes Denken bei der "Bewältigung" der Krise?
- Ca. 30.000-35.000 Zeichen.
Wir halten Analysen zu folgenden Ländern/Ländergruppen für wünschenswert; diese Liste kann gleichfalls gerne durch eigene Vorschläge ergänzt werden:
- Belgien
- Deutschland
- Frankreich
- Griechenland
- Großbritannien
- Italien
- Niederlande
- Norwegen
- Polen
- Rumänien
- Russland
- Schweden
- Spanien
- Türkei
- Ungarn
- Weißrussland
Einsendung von Skizzen möglicher Artikel
Wir bitten darum, Skizzen möglicher Artikel im Umfang von ca. einer Seite bis spätestens 15. August 2012 einzusenden an: nation-ausgrenzung-krise@web.de. Die Einsendungen sollten eine kurze Inhaltsbeschreibung und eine erste Gliederung des möglichen Artikels beinhalten. Auf dieser Basis treffen wir eine Vorauswahl. Von der Zusendung fertiger Beiträge bitten wir zunächst abzusehen.
Die Skizzen und später die Beiträge können auf Deutsch oder auf Englisch eingereicht werden.
Diesen Call for Papers gibt es auch als PDF auf Deutsch und auf Englisch. Er wurde herausgegeben von Patrick Schreiner und Sebastian Friedrich.