Dokumentation
Deutsche Ärzte-Delegation fordert Stopp der drastischen Sparpolitik in Griechenland
24. Juni 2015 | Redaktion
Die Austeritäts- und Kürzungspolitik in Griechenland zeitigt unmenschliche und unfassbare Folgen. Wir dokumentieren nachfolgend die Pressemitteilung zweier Ärzteverbände anlässlich einer Delegationsreise nach Griechenland.
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Humanitäre Krise in Griechenland: Deutsche Ärzte-Delegation fordert Stopp der drastischen Sparpolitik
Presseerklärung des vdää und der ippnw
Deutsche Ärzte und Ärztinnen fordern die Bundesregierung auf, die Austeritätspolitik zu stoppen. Der griechischen Regierung soll die Möglichkeit gegeben werden, der humanitären Katastrophe in ihrem Land zu begegnen. Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää) hat vom 3.-6. Juni 2015 eine Delegationsreise nach Athen organisiert. Die 25 Mitglieder des vdää und der IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung) waren schockiert über das Ausmaß der humanitären Krise in Griechenland: Sparpolitik und die darauf folgende grassierende Arbeitslosigkeit haben jeden dritten Griechen aus der Krankenversicherung ausgeschlossen.
Im Gesundheitswesen herrscht ein eklatanter Personalmangel, da aufgrund der Austeritätspolitik kein Fachpersonal eingestellt werden kann. Die absurden Folgen des Sparzwangs waren beim Besuch des General Hospital of Athens "G. Gennimatas" nicht zu übersehen: Patienten mit unterschiedlichsten psychiatrischen Diagnosen mussten auf dem Flur nächtigen, während das neue Stockwerk direkt über der überfüllten Station leer steht. Die Möblierung könne nicht bezahlt und das zur Versorgung der PatientInnen notwendige Personal nicht eingestellt werden, so Dr. Diallina, die Chefärztin der Abteilung.
Für die mehr als drei Millionen Menschen in Griechenland ohne Krankenversicherung sind lebensnotwendige Medikamente wie z.B. Insulin oder Krebsmittel nicht mehr erschwinglich. Steigende Säuglingssterblichkeit, steigende Zahlen von HIV, Tuberkulose, erste Malariafälle und ein drastischer Anstieg von schweren Depressionen sind die Folge. Wegen der gestiegenen Arbeitslosigkeit und der Armut werden immer mehr Menschen obdachlos. Dass die Troika die schwere Krise des Gesundheits- und Sozialsystems völlig ausblendet, können die Ärztinnen und Ärzte nur als menschenverachtend bewerten.
„Gesundheits-, Bildungs- und Sozialpolitik müssen vor Schuldendienst stehen, deshalb fordern wir den Stopp der maßgeblich von der deutschen Regierung voran getriebenen tödlichen Austeritätspolitik”, so Dr. Wulf Dietrich, Vorsitzender des vdää.
„Das Recht auf Gesundheit ist ein Menschenrecht, das gilt für alle Menschen”, so die Ärztin und Europäische IPPNW-Präsdentin Dr. Angelika Claußen.
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Die Mitglieder der Delegation haben auch einen ausführlicheren Hintergrundbericht verfasst.
Weitere Informationen zur Lage in Griechenland finden Sie in den Artikeln Austeritätspraxen – Über gesundheitliche Nebenwirkungen der Troika-Politik in Griechenland sowie Europäische Krisenpolitik, HIV-Neuinfektionen und Suizide in Griechenland.