Digitale Vernetzung, Arbeitswelt, gesellschaftliche Umbrüche
26. November 2015 | Bernhard Pfitzner
Wo „Digitalisierung“ draufsteht, ist in sehr vielen Fällen in Wirklichkeit „digitale Vernetzung“ drin. Diese berührt praktisch sämtliche gesellschaftlichen Bereiche – und damit auch sämtliche Bereich der (Erwerbs-)Arbeitswelt. Zu den gravierendsten Auswirkungen gehören die Entwicklung und Durchsetzung eines neuen Vergesellschaftungsmodus (Kennzeichen Ortsunabhängigkeit). Gleichzeitig gilt: Die Auswirkungen sind durch extreme Heterogenität und Ungleichzeitigkeiten gekennzeichnet. Mit diesen Veränderungen stoßen wir nicht an die Grenzen der kapitalistischen, wohl aber der industrie-kapitalistischen Produktionsweise. Gewerkschaften geraten dabei in multiple Dilemmata. Ob ihnen die Auflösung dieser Dilemmata gelingt, ist eine nicht theoretisch, sondern nur praktisch zu lösende Frage.
1. Worüber reden wir?
Alle reden von der Digitalisierung: Die Bundesregierung hat eine „Digitale Agenda“ verabschiedet, sowohl der DGB als auch ver.di haben auf ihren jeweiligen letzten Bundeskongressen Beschlüsse zu diesem Thema gefasst, die SPD diskutiert (?) ein Papier „#digitalLeben“, … .
Sieht mensch sich diese Papiere genauer an, stellt sich heraus, dass dabei munter drei Tendenzen durcheinander gehen: die Tendenzen
- zur Digitalisierung (digitale Informationstechnologien),
- zur Vernetzung (Telekommunikationstechnologien),
- zur digitalen Vernetzung (partielle Verschmelzung dieser Technologien).
Es mag auf den ersten Blick etwas haarspalterisch wirken, hier zu differenzieren, zumal diese Tendenzen „im wirklichen Leben“ untrennbar miteinander verbunden zu sein scheinen. Gleichwohl ist eine analytische Trennung unumgänglich, wenn mensch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Fragestellungen, die sich jeweils ergeben, in den Blick nehmen und politisch bearbeiten will. („Gesellschaftliche Fragestellung“ ist hier neutral gemeint und beinhaltet sowohl Chancen als auch Gefahren.)
- (Digitale) Informationstechnologien ermöglichen die Erfassung und Verarbeitung von Daten (in einem sehr umfassenden Sinn) in einem Umfang und einer Geschwindigkeit, die sich beide exponentiell entwickeln („Mooresches Gesetz“) und dadurch tendenziell jegliche Grenzen zu sprengen scheinen. Hier ergeben sich gesellschaftliche Fragestellungen (sowohl in der (Erwerbs-)Arbeitswelt als auch darüber hinaus) etwa durch die massenhafte Erfassung insbesondere personenbezogener/-beziehbarer Daten, die Abgabe von Verantwortung an scheinbar interesseneutrale Algorithmen etc..
- Telekommunikationstechnologien ermöglichen als typische Infrastrukturtechnologien den Austausch von Daten (wiederum: in einem sehr umfassenden Sinn). Dabei nehmen Reichweiten, Datenvolumina und Durchdringung ebenfalls rapide zu. Hier ergeben sich gesellschaftliche Fragestellungen durch Möglichkeiten der permanenten ortsungebundenen Erreichbarkeit und neue Möglichkeiten des In-Beziehung-Setzens von Menschen und Menschengruppen.
Beide Technologiestränge haben eine je eigene Geschichte und auch heute noch – unbeschadet der wechselseitigen Durchdringung – eigenständige Entwicklungsrichtungen. Mit der digitalen Vernetzung (angefangen von LANs über MANs und WANs bis zum Internet) findet allerdings eine partielle (!!) Verschmelzung dieser beiden Technologiestränge statt. Damit sind alle Fragestellungen aufgerufen, die sich aus beiden Technologiesträngen ergeben. Die Kombination führt zu einer massiven Erhöhung ihrer Brisanz.
2. Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Digitalisierung und digitale Vernetzung berühren praktisch sämtliche Bereiche der (Erwerbs-) Arbeitswelt. Gleichzeitig gilt: Die Auswirkungen sind durch extreme Heterogenität und Ungleichzeitigkeiten gekennzeichnet.
Aus Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes geht hervor:
- Computer wurden 2014 in 91 % aller Unternehmen eingesetzt; die Anteile streuen allerdings je nach Wirtschaftszweig zwischen 73 % und 100 %.
- 89 % aller Unternehmen verfügten über einen Internetzugang; die Anteile streuen zwischen 68 % und 100 %.
- Eine weitere Statistik zeigt, dass der Anteil der Unternehmen mit Internetzugang auch deutlich von der Betriebsgröße mitbestimmt ist.
(Für weitere Angaben siehe meine Ausarbeitung „Statistische Angaben zur Digitalisierung von Arbeit - insbes. im Dienstleistungs-Sektor“)
Wie immer können diese Durchschnittsdaten aber über Differenzierungen und Ungleichzeitigkeiten hinwegtäuschen. So besagt der Einsatz von Computern in Unternehmen eben noch nichts darüber, wie viele KollegInnen innerhalb des Unternehmens an einem digitalisierten/vernetzten/digital vernetzten Arbeitsplatz arbeiten. Von mindestens ebenso großer Bedeutung wie diese quantitativen Unterschiede ist die große qualitative Spannbreite der Technologien (sowohl Informations- als auch Telekommunikationstechnologien).
Um die sehr unterschiedlichen Auswirkungen ein wenig systematischer in den Blick zu bekommen, schlage ich folgende Systematisierung vor:
- (a) „traditionelle Arbeitsplätze“ („Normalarbeitsverhältnis“ mit wenig (Mensch-Mensch-) Kommunikation über den Arbeitsplatz hinaus): Bereits in diesem Fall ergeben sich teilweise gravierende Auswirkungen (Zunahme von IT-Komponenten in vielen Arbeits-Mitteln und -Gegenständen, indirekte Auswirkungen zum Beispiel durch Verlagerbarkeit von Arbeit (national/international), Mensch-Maschine-/Maschine-Maschine-Kommunikation / cyber-physische Systeme / „Industrie 4.0“ (innerbetrieblicher Teil)). Und schon in diesem „traditionellsten“ Zusammenhang gibt es neuartige Chancen und Probleme (Verlagerung von Arbeitsplätzen / Beschäftigungssicherung, (Re-) Qualifizierung, Arbeitszeiten, Arbeits-/Gesundheitsschutz).
- (b) Ortsfestes „Normalarbeitsverhältnis“ mit umfangreicher Kommunikation über den Arbeitsplatz hinaus: Alle unter a) genannten Phänomene treten auch hier auf. Hinzu kommen die Entwicklung orts-ungebundener Kooperationsstrukturen (oftmals mit dem irreführenden Begriff „virtuelle Teams“ bezeichnet) und damit die Verlagerung eines Großteils der (Kooperation in der) Arbeit in den „Informationsraum“.
- (c) Mobile Arbeit im Rahmen einer festen Anstellung: Wieder gilt: alle unter a) und b) genannten Phänomene treten auch hier auf – zusätzlich bzw. verstärkt Fragen der Abgrenzung berufliche/private Sphäre, der Arbeitszeiterfassung, -regelung, des Arbeits-/Gesundheitsschutz bei mobiler Arbeit (zum Beispiel Ergonomie von Mobilgeräten), der Möglichkeiten der Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher, tariflicher, betrieblicher Regelungen.
- (d) Neue Beschäftigungsverhältnisse: Die (bisherige) Spitze des Eisbergs stellen neue Beschäftigungsverhältnisse wie Crowd- und Cloud-Working dar.
Beispiel Crowdsourcing (als Extrem-Situation, in der viele „Neuerungen“ auftreten, die es partiell auch zum Beispiel bei Leih-/Zeitarbeit, Werkverträgen etc. gibt): Kennzeichnend sind unter anderem: absolute Vereinzelung (solange keine Gegenorganisation erfolgt, siehe unten), oftmals Kleinstaufgaben (Mikrotasks). Die Vergütungsregelungen sind sehr unterschiedlich. So kann es teilweise durchaus hohe Vergütung geben, in vielen Fällen ist sie aber absolut prekär; teilweise gilt „the winner taks it all“, das heißt nur ein Crowdsourcee bekommt tatsächlich eine Vergütung. Die Geschäftsbeziehungen sind in der Regel durch eine doppelte Asymmetrie gekennzeichnet: einseitige Festlegung der Geschäftsbedingungen durch die Plattformen, AuftraggeberInnen können Wertungen der AuftragnehmerInnen abgeben, umgekehrt nicht (zu Gegenorganisation siehe unten). Dennoch gilt: diese Beschäftigungsform kann (besser vielleicht: könnte) durchaus emanzipatorische Aspekte beinhalten.
Beispiel Cloudworking: Indem über die Cloud interne Beschäftigte und externe AuftragnehmerInnen (Freelancer, Crowdsourcees, …) in Beziehung gesetzt werden, entstehen neue Möglichkeiten der produktiven Kooperation, gleichzeitig aber auch des Ausspielens beider Gruppen gegeneinander.
3. Gesellschaftliche Umbrüche im Kontext der digitalen Vernetzungen
Meines Erachtens besteht der gravierendste Umbruch in der Art der Vergesellschaftung – und zwar sowohl in der Produktion als auch darüber hinaus. Das wird deutlich bei einem Vergleich mit dem Umbruch vor etwa 150 Jahren im Zuge der industriellen Revolution und hat eine grundlegende Gemeinsamkeit mit der damaligen Umwälzung: So wie damals die industrielle Produktionsweise und industriegesellschaftliche Verhältnisse nicht über Nacht entstanden, sondern über einen längeren Zeitraum mit vorindustriellen Zuständen koexistierten, ja, Kennzeichen vorindustrieller Verhältnisse sich bis heute erhalten haben, gilt auch heute: Der neue Vergesellschaftungsmodus setzt sich nicht abrupt und überall zeitgleich durch, sondern koexistiert mit industriellen (und nach wie vor auch vorindustriellen) Vergesellschaftungsweisen.
Worin besteht nun das Neue?
Während gesellschaftliche (und politische) Strukturen in den vergangenen 150 Jahren auf dem Territorialprinzip aufbauten (von der Kommune über unterschiedliche regionale Strukturen bis zum Nationalstaat), werden diese zunehmend überlagert/durchdrungen und teilweise außer Kraft gesetzt durch ortsungebundene Strukturen. Das beginnt bei der persönlichen Kommunikation, bei der die Kommunikation über Handy und andere mobile Telekommunikationsmedien in vielen Bereichen die Bedeutung der „face-to-face“-Kommunikation übersteigt, betrifft die „e-Durchdringung“ großer gesellschaftlicher Bereiche (e-Business, e-Banking, e-Learning, e-Health, e-Government, e-…) und endet noch nicht bei der Frage der Gültigkeit (und Durchsetzbarkeit !) nationalstaatlicher Gesetzgebung im web.
Dabei eilt die Entwicklung außerhalb der Produktionssphäre teilweise der Entwicklung innerhalb derselben voraus. Aber auch dort findet eine zunehmende Verlagerung der Kooperation „in den Informationsraum“ statt und bringt vollständig neue Kooperationsformen und Geschäftsmodelle hervor (als Beispiel: „Plattform-Kapitalismus“ – Uber, Airbnb, Amazon Mechanical Turk, …). (Oft werden derartige Kooperationsformen mit Begriffen wie “virtuelle Teams” etc. bezeichnet. Ich halte diese Bezeichnung für nicht sachgemäß, da diese Teams, … nicht weniger real sind als die ortsgebundenen – sie sind nur eben weitgehend ortsungebunden!)
Ich habe mehrmals die Parallele zum Umbruch vor 150 Jahren gezogen: Wie damals der weitgehend auf familiären und dörflichen Strukturen aufbauende Vergesellschaftungsmodus nicht einfach zugunsten des industriellen / großstädtischen / klassenmäßigen Vergesellschaftungsmodus verschwand, sondern „nur“ seine prägende Bedeutung verlor, so verschwinden auch heute nicht die damals neu entstandenen Strukturen – sie verlieren aber zunehmend ihre Bedeutung als gesellschaftlich prägende „Normalität“. Beispielhaft wird das an der Auflösung des „Normalarbeitsverhältnisses“ deutlich.
4. Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise?
Der Kapitalismus, „wie wir ihn (aus 1 ½ Jahrhunderten Geschichte von der 1. Hälfte des 19. bis zur 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts) kennen“, ist wesentlich geprägt durch die „Maschinerie und große Industrie“:
- (a) Dynamischer und damit weitgehend bestimmender Wirtschaftssektor ist die Güterproduktion.
- (b) Diese erfolgt weitestgehend in Fabriken, in denen immer größere Menschenmassen als abhängig Beschäftigte in großem Umfang sehr gleichförmige, von Maschinen strukturierte körperliche Arbeit leisten.
- (c) Die Konzentration und Zentralisation des Kapitals ist mit einer örtlichen Konzentration der Produktion/Beschäftigten verbunden.
- (d) Während die Beziehungen an der „Schnittstelle“ zwischen Fabrik und Außenwelt (einschließlich des Kaufs/Verkaufs der „Ware Arbeitskraft“) weitestgehend marktförmig organisiert sind, gilt dies innerhalb der Fabrik nicht.
(Diese Charakterisierung des industriellen Kapitalismus erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)
Alle genannten Merkmale sind auch weiterhin vorhanden. Gleichwohl ändert sich spätestens seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts diese Struktur gravierend:
- Zu (a): Die Güterproduktion tritt zunehmend hinter die Dienstleistungsproduktion zurück.
- Zu (b): Arbeit und Arbeitsbedingungen werden zunehmend flexibilisiert.
- Zu (c): Konzentration und Zentralisation von Kapital existieren fort, sind aber oftmals mit permanentem „Aufbrechen“ betrieblicher Zusammenhänge verbunden.
- Zu (d): Marktbeziehungen dringen „in die Poren der Unternehmen“ ein (Profitcenter, Projektorganisation, Prosumer, Arbeitskraftunternehmer, …)
Alle genannten Änderungen sind nicht ausschließlich auf die digitale Vernetzung zurückzuführen, werden aber durch sie zumindest massiv verstärkt. Ich nutze für die neu entstehende Produktionsweise den Ausdruck „post-industrieller Kapitalismus“. Dabei bin ich mir durchaus der Unbestimmtheit dieses Terminus bewusst, benutze ihn gleichwohl ganz bewusst, da ich die Konturen des veränderten Kapitalismus erst vage erkennen kann und es deshalb für verfrüht halte, ihm bereits ein definitives Etikett („digitaler“, „Informations-“-Kapitalismus etc.) aufzukleben. „Post-industrieller Kapitalismus“ ist also zwar in gewisser Hinsicht ein Verlegenheitsbegriff – meines Erachtens aber einer, der sich aus der Realität ergibt.
Angesichts der mehrfach betonen Ungleichzeitigkeiten und Überlagerungen industrieller und post-industrieller Elemente sehe ich die heutige Zeit als Übergangszeit vom industriellen zum post-industriellen Kapitalismus an.
5. Die Rolle der Gewerkschaften
Die „Gewerkschaften, wie wir sie kennen“, sind wesentlich geprägt durch ihre Entstehens- und bisherigen Existenzbedingungen im industriellen Kapitalismus; daraus ergeben sich unter anderem grundlegende Organisationsprinzipien (wie das Ortsprinzip, die Branchengliederung, der nationale Rahmen), ein oftmals ausgesprochen rigides Disziplinverständnis und ein tendenziell uniformes Solidaritätsverständnis. Diese Charakteristika haben sich herausgebildet, weil sie unter Bedingungen des industriellen Kapitalismus (weitgehend) funktional waren – ganz unabhängig davon, ob sie uns heute unter emanzipatorischen Gesichtspunkten ideal erscheinen.
Es ist Ausdruck der beschriebenen Ungleichzeitigkeiten, dass heute diese Charakteristika für Teile der abhängig Beschäftigten – und damit der Mitgliedschaft und Klientel der Gewerkschaften – nach wie vor Gültigkeit haben, gleichzeitig aber für zunehmende Gruppen (und zunehmend auch innerhalb der „traditionellen“ Gruppen) dysfunktional werden. Daraus ergeben sich Dilemmata für die Gewerkschaften:
- Als demokratische Organisationen sind sie ihrer Mitgliedschaft und deren Interessen und Mentalitäten verpflichtet, gleichzeitig (sowohl aus Gründen der Solidarität als auch aus purer Existenzsicherung) gezwungen, sich auf „neue“ Beschäftigtengruppen, ihre Interessen und Mentalitäten einzustellen.
- Ihre Organisationsprinzipien stoßen zunehmend an Grenzen.
Oben wurde auf eine Analogie zwischen der heutigen und der Situation vor 150/200 Jahren hingewiesen. Dies trifft auch auf die Situation der arbeitenden Klassen zu: So wie diese damals aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen kommend, zu erheblichen Teilen ihrer bisherigen Existenzgrundlagen und (einengenden wie schützenden) gesellschaftlichen Zusammenhänge beraubt, weitgehend vereinzelt der Übermacht der „Arbeitskraft-Käufer“ gegenüberstanden, gilt dies heute wieder für erhebliche Teile der arbeitenden Klassen – ganz massiv im internationalen, mit steigender Tendenz aber auch im nationalen Rahmen (alle Spielarten prekärer Beschäftigung). In der vielleicht zugespitztesten Form kommt das im Crowd-Working zum Ausdruck. Aber ebenso, wie sich aus den damaligen „Crowds“ die Gewerkschaften gebildet haben, gibt es heute erste, embryonale Organisationsformen von Crowd-Workern – allerdings bisher kaum in gewerkschaftlichen Zusammenhängen.
Gleichzeitig haben sich – weitgehend außerhalb der traditionellen Arbeitswelt und unabhängig von Interessenvertretungsstrukturen – „Communities“ gebildet, die die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung aufgreifen und sie für ihre kollektiven Ziele nutzen (Software-Entwicklung (open source), Open-Content-Projekte wie die Wikipedia, …). Es gibt in verschiedenen Gewerkschaften/Gewerkschaftsbünden sowohl Experimente mit web-2.0-Technologien/social media etc. als auch Kooperationsansätze mit nicht-gewerkschaftlichen Organisationsansätzen von Internet-Communities (etwa dem CCC).
Ohne diese gering zu schätzen, scheinen sie mir bei weitem nicht auszureichen, um die oben beschriebenen Dilemmata aufzulösen. Dies kann meines Erachtens nur gelingen, wenn es gelingt, die – entsprechend den heutigen Bedingungen aktualisierten – gewerkschaftlichen Solidaritätstraditionen mit den Organisationsformen der internet-Communities organisch zu verbinden.
Ob dies gelingt und sich damit die „Gewerkschaften 1.x“ zu „Gewerkschaften 2.x“ transformieren, oder wie beim Übergang zum industriellen Kapitalismus (Ablösung der Gesellenvereine durch Gewerkschaften) neue Organisationsformen entstehen müssen, ist eine nicht theoretisch, sondern nur praktisch zu beantwortende Frage.
Bernhard Pfitzner ist Mathematiker und war beruflich in der Friedensbewegung, als Software-Entwickler und in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und gewerkschaftlich in der GEW, der hbv, ver.di und UNI Europa aktiv.