Dokumentation
Einleitung: Unterwerfung als Freiheit. Leben im Neoliberalismus
21. Januar 2015 | Redaktion
Anfang Januar 2015 erschien beim Papyrossa-Verlag ein kleines Buch mit dem Titel "Unterwerfung als Freiheit - Leben im Neoliberalismus", geschrieben von Patrick Schreiner. Die Veröffentlichung widmet sich den Formen und Folgen des Neoliberalismus im Alltagsleben der Menschen. Im Folgenden ist eine leicht gekürzte Fassung der Einleitung dokumentiert.
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Der Neoliberalismus hat die Welt in den letzten Jahrzehnten in hohem Maße geprägt und verändert – wohl stärker als jede andere ideologische Neuerung seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ist ihm gelungen, Einfluss zu nehmen auf die Programmatik so ziemlich aller gesellschaftlichen Akteure, Verbände und Parteien in quasi allen Ländern.
Längst hat neoliberales Denken auch Einzug gehalten in den Alltag der Menschen. So ist manches, was zunächst unpolitisch erscheint, bei genauerer Betrachtung deutlich von neoliberalen Vorstellungen bestimmt: Sie sind zu finden, wenn sich Menschen Gedanken über ihren persönlichen Bildungsweg machen. Sie sind in Lebenshilfe-Ratgebern ebenso zugegen wie in der Esoterik. Sie prägen die Art und Weise, wie heute Sport betrieben und über Körper gedacht wird. Sie machen Stars zu dem, was Stars heute sind. Sie sind da, wenn Menschen ihr Fernsehgerät einschalten oder wenn sie Kontakte über Soziale Netzwerke wie »Facebook« pflegen. Und nicht zuletzt wirken sie sich auf die Art und Weise aus, in der Menschen Waren und Dienstleistungen konsumieren. Der Neoliberalismus prägt das Fühlen, das Denken und das Handeln der Menschen, ihr Selbstbild und ihre Identität.
Dieses Buch handelt von all dem. Es erläutert, weshalb der Neoliberalismus das ganze Sein und das ganze Denken vereinnahmt. Es beschreibt, wie er dies tut. Es verdeutlicht, welches Bild von Mensch und Gesellschaft er damit vermittelt. Und nicht zuletzt zeigt dieses Buch, welche Folgen all das für jeden einzelnen Menschen wie auch für die Gesellschaft insgesamt hat.
Damit führt diese Publikation in die Analyse jener Erscheinungsformen des Neoliberalismus ein, die nicht unmittelbar den großen politischen Themenbereichen Wirtschaft, Arbeit und Soziales zugeordnet werden können. Oder anders formuliert: Dieses Buch fragt nicht in erster Linie danach, welche neoliberalen Ansätze und Ideen heute am Arbeitsmarkt sowie in der Wirtschafts- und Sozialpolitik dominieren. Es fragt vielmehr nach den alltäglichen – vermeintlich unpolitischen – Mechanismen, durch die Menschen diese Ansätze und Ideen als gut, als angemessen und als alternativlos kennenlernen.
Dieses Buch ist geschrieben in der Überzeugung, dass eine fundierte Kritik des Neoliberalismus weit mehr erfordert als nur den Nachweis, dass er wirtschaftspolitisch nicht funktioniert, dass er sozialpolitisch verheerende Konsequenzen hat oder dass er zu einer unerträglichen Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen führt. Der Neoliberalismus ist längst zur Grundlage von Lebensstilen geworden, anerkannt und angesagt. Als solche ist er sehr viel hartnäckiger denn als einfache gesellschafts- oder wirtschaftspolitische Ideologie.
Bibliografische Angaben
Patrick Schreiner: Unterwerfung als Freiheit. Leben im Neoliberalismus. PapyRossa-Verlag, 127 Seiten, ISBN 978-3-89438-573-6, EUR 11,90 [D].
Weitere Informationen: Unterwerfung als Freiheit