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miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 04/2017
21. Februar 2017 | Markus Krüsemann
Ob Leiharbeit, Minijobs, Befristungen oder Niedriglöhne: Miese Jobs gibt es viel zu viele. Wir veröffentlichen in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Berichte zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Das Topthema dieser Ausgabe: Niedriglöhne.
Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 07.03.2017.
1] TOPTHEMA: NIEDRIGLÖHNE
Was die klugen Spatzen bereits länger von den Dächern pfiffen, ist jetzt nahezu amtlich: Die Schaffung eines riesigen Niedriglohnsektors war ökonomischer Unsinn. Seinen (angeblichen) Zweck, einen Jobaufschwung am Arbeitsmarkt herbeizuführen, kann er generell nicht erfüllen. Stattdessen dämpft er die Produktivität. Diese klaren Worte stammen von Wissenschaftlern des IAB, der Forschungseinrichtung der staatstragenden Agentur für Arbeit, mithin einer der Agitation vollkommen unverdächtigen Quelle.
Falsche Politik, an der mit Absicht und/oder sturer Dummheit festgehalten wird, ist immer ein Ärgernis. Wenn allerdings Millionen von Erwerbstätigen den Preis dafür zahlen müssen, mit schlechten Jobs, mit Niedriglöhnen, mit Arbeits- und späterer Altersarmut, dann ist der Begriff zu harmlos, dann sollte man das besser Verbrechen nennen. Dem neuen sozialdemokratischen Heilsbringer böte sich jetzt die Gelegenheit, den Niedriglöhnern in die Augen zu schauen, sich bei ihnen für den historischen Fehler seiner Partei zu entschuldigen und Wiedergutmachung zu versprechen. Es bleibt abzuwarten, ob er stattdessen in die Augen der Leute doch wieder nur Sand streut, so wie Arbeitsministerin Nahles, die lieber von "unanständigen Löhnen" schwadroniert, statt das Kind beim Namen zu nennen... Doch lesen Sie selbst.
Niedriglohnsektor bringt nicht mehr Beschäftigung
Extrem ungleiche Bezahlung von Beschäftigten und eine große Zahl von Niedriglohn-Beziehern sind nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern keine Basis für einen Jobaufschwung. (...) Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB hervor).
Der Jobaufschwung seit 2005 sei keineswegs auf die seit den 90er Jahren immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Top- und Niedrigverdienern zurückzuführen. Im Gegenteil: "Stattdessen hat die höhere Ungleichheit nach unseren Ergebnissen der Beschäftigung und der Produktivität geschadet."
Quelle: Haufe.de vom 20.02.2017
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Erst die Arbeit, dann die Tafel
In Deutschland sind immer mehr Menschen arm, obwohl sie arbeiten, meist sind es Teilzeitjobs. In der Statistik werden diese Jobs als Erfolg gefeiert, aber die Tafeln zeigen ein anderes Bild: Dort holen sich immer häufiger Berufstätige Essen.
Arm trotz Arbeit, das sei ein immer häufigeres Phänomen, sagt Jochen Brühl, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. "Wir sind ein Seismograph der Bevölkerung" (...). Die prekären Beschäftigungsverhältnisse (...) machen sich vermehrt bei den Tafeln bemerkbar.
Quelle: Tagesschau.de vom 18.02.2017
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Ministerin Nahles will "unanständige Löhne" bekämpfen
Nahles: Ich schlage einen Pakt für anständige Löhne vor. (...) Der Mindestlohn ist die Haltelinie nach unten, aber noch kein guter Lohn. (...) Höhere Löhne kann man aber nicht per Gesetz verordnen. In Deutschland geht es bei der Lohnfindung um Sozialpartnerschaft.
Ja, es gibt unanständige Löhne in unserem Land. (...) Und es gibt sie im legalen Bereich (...). Da kann man nur gegensteuern, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich zusammentun. Deshalb stärke ich mit meinen Gesetzen die Tarifpartnerschaft, wo ich kann.
Quelle: Hamburger Abendblatt online vom 18.02.2017
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VdK fordert Kampf gegen Armut
Jeder sechste Saarländer ist inzwischen arm, beklagt der Sozialverband VdK. Die Ursache sieht der Verband in befristeten und schlecht bezahlten Jobs. Die künftige Landesregierung müsse dagegen vorgehen, forderte Landesgeschäftsführer Springborn.
Besonders Alleinerziehende litten unter den niedrigen Löhnen - fast die Hälfte von ihnen müsse mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken (...), beklagt der VdK. "Minijobs sowie Leih- und Zeitarbeit müssen gesetzlich verpflichtend eingedämmt werden".
Quelle: SR.de vom 15.02.2017
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Geringverdiener kaufen selten Bio
Jeder dritte Deutsche mit geringem Einkommen kauft nie Bio-Lebensmittel. In der gesamten Bevölkerung verzichtet fast jeder Fünfte grundsätzlich auf Öko-Essen.
Menschen, die vermehrt zu den meist teureren Lebensmitteln greifen, können sich das finanziell entweder gut leisten oder sie investieren aus Überzeugung etwas mehr. Auch Bildung spielt eine Rolle.
Quelle: RP Online vom 15.02.2017
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Forscher: Mit extrem ungleichen Löhnen kein Jobaufschwung
Extrem ungleiche Bezahlung von Beschäftigten und eine große Zahl von Niedriglohn-Beziehern sind nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern keine Basis für einen Jobaufschwung. Bei weit auseinander klaffenden Lohnniveaus mit vielen Geringverdienern leide auch die Produktivität.
Die Autoren der Studie, die IAB-Wissenschaftler Enzo Weber und Christian Hutter, widersprechen damit der verbreiteten Meinung, die Jobchancen Schwächerer ließen sich vor allem mit einem ausgeprägten Niedriglohnsektor verbessern.
Quelle: Süddeutsche.de vom 14.02.2017
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Arbeitslose, Geringverdiener und Rentner häufig in der Schuldenfalle
Betroffene sollten nicht zu lange warten, Hilfe der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung in Anspruch zu nehmen. (...) Viele der Ratsuchenden sind Arbeitslose und Niedrigverdiener, die es nicht schaffen, alle ihre ausstehenden Kosten zu decken.
Bei der Schuldnerberatung in Roßleben liegt eine durchschnittliche Überschuldung der Klienten in Höhe von 2 013 Euro vor. "Das hört sich nicht viel an, ist aber für einen Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Grundsicherungsempfänger (...) eine Menge Geld, da aufgrund des niedrigen Einkommens kein Spielraum für eine Ratenzahlung gegeben ist".
Quelle: Thüringer Allgemeine online vom 13.02.2017
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SPD will Steuern auf niedrigere Gehälter senken
"Wir arbeiten daran, die unteren und mittleren Gehaltsgruppen bei der Einkommensteuer zu entlasten", sagte SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel (...) Weiter im Gespräch ist demnach für Geringverdiener auch eine Entlastung über Sozialversicherungsbeiträge.
Hintergrund ist, dass Einkommensschwache von niedrigeren Steuersätzen häufig wenig profitieren, da sie ohnehin kaum Steuern zahlen. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte sich kürzlich generell skeptisch zu Steuersenkungen geäußert.
Quelle: Welt online vom 11.02.2017
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Jeder zweite Mittelsachse bezieht Niedriglohn
Löhne und Gehälter in Mittelsachsen gehören zu den niedrigsten in ganz Deutschland. (...) Demnach bezieht fast jeder zweite Angestellte zwischen Erzgebirgskamm und Rochlitzer Muldental einen statistischen Niedriglohn.
Niedrige Löhne im Kreis haben demnach strukturelle Gründe - denn es gibt viele kleine Firmen und Jobs meist in den Bereichen Dienstleistung und Logistik. Doch Besserung scheint für Arbeitnehmer in Sicht.
Quelle: Freie Presse online vom 10.02.2017
2] WEITERE BERICHTE
Schulz will offenbar Agenda 2010 korrigieren
„Fehler zu machen ist nicht ehrenrührig“, sagt Martin Schulz und spricht über Teile der Agenda 2010. Laut einem Bericht will der SPD-Kanzlerkandidat die Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld I verlängern.
Der designierte SPD-Vorsitzende wolle zudem auch mit der Forderung nach Verringerung befristeter Arbeitsverhältnisse in den Wahlkampf ziehen. Künftig sollten Befristungen nur noch bei sachlichen Gründen möglich sein.
Quelle: Welt online vom 20.02.2017
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Schlecht bezahlte Teilzeitjobs
In Deutschland gehen laut OECD viel weniger Mütter bezahlten Jobs nach als anderswo. Und wenn sie arbeiten, dann vor allem Teilzeit – mit erheblichen Einkommenseinbußen.
Demnach waren 2014 zwar etwa 70 Prozent der Mütter in Deutschland erwerbstätig. Der Wert entspricht etwa dem OECD-Durchschnitt. (...) Mit 39 Prozent arbeiten überdurchschnittlich viele Mütter in Deutschland in Teilzeit, und ihre Wochenarbeitszeit ist mit durchschnittlich 20 Stunden relativ kurz.
Quelle: Zeit online vom 20.02.2017
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Teilzeit: Nahles besteht auf Rückkehrrecht
Andrea Nahles (SPD) hat an die Union appelliert, ihren Widerstand gegen einen gesetzlichen Anspruch auf befristete Teilzeitarbeit aufzugeben. (...) Nahles beharrte allerdings darauf, lediglich Kleinstbetriebe mit bis zu 15 Beschäftigten von der Regelung auszuschließen.
Bislang führt der Teilzeitanspruch ohne Befristung vor allem bei Frauen oft dazu, dass ihnen der Weg zurück auf eine Vollzeitstelle versperrt bleibt. „750.000 Teilzeitbeschäftigte wollen länger arbeiten, 80 Prozent von ihnen sind Frauen“, sagt Nahles.
Quelle: WAZ.de vom 20.02.2017
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Ungerechtes Elterngeld für Väter: Papa verdient zu wenig
Während Mütter aller Gehaltsklassen fürs Kind pausieren, ist Väterzeit ein Mittelschichtsphänomen. (...) "Ungelernte Arbeitskräfte und alle anderen mit niedriger Qualifikation können sich das kaum leisten", erklärt Volker Baisch.
Wer in Elternzeit geht, bekommt in dieser Zeit kein Gehalt, der Staat zahlt Elterngeld. Und das beträgt meist 67 Prozent vom letzten Nettogehalt (...). Doch: Wer so wenig verdient, dass er jeden Monat alles ausgibt, kann nicht einfach auf ein Drittel verzichten.
Quelle: Spiegel online vom 18.02.2017
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Kein Glamour hinter den Kulissen
Viele Helfer von Filmfestivals sind prekär beschäftigt. (...) Die Mehrzahl der Festivalmitarbeiter tingelt mit Werksverträgen über mehrere Monate von Festival zu Festival. Einen Jahresvertrag besitzen, wenn überhaupt, nur die Festivaleiter.
Bei ihren Mitarbeitern liegt das Honorar für 12 - bis 14-Stunden-Tage am Rande des Existenzminimums. An Altersvorsorge ist nicht zu denken, die Absicherung gegen Krankheit bleibt Sache des Einzelnen. Keiner kann sicher sein, dass er beim nächsten Jahrgang wieder dabei ist.
Quelle: neues deutschland online vom 17.02.2017
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Ausbeutung per Totmann-Taste
Auf dem Berliner Taximarkt hat sich eine Kultur des Tricksens, der Schwarzarbeit und der Ausbeutung etabliert. Die Behörden haben zugelassen, dass eine „sehr ausgeprägte Schattenwirtschaft" entstanden ist. Mindestlohn? Fehlanzeige.
Totmann-Taste nennen die Fahrer das Instrument, das sie Schicht für Schicht um einen Teil ihres Lohns bringt. Wenn die Fahrer die Taste nicht alle paar Minuten drücken, stoppt die Arbeitszeit. (...) Tatsächlich dient die Taste häufig dazu, die Wartezeit auf neue Kunden zur Pausenzeit zu erklären.
Quelle: Correctiv.org vom 16.02.2017
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Unsicher und kinderlos - Juniorforscher leben prekär
93 Prozent aller Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind befristet. (...) Wer sich also in Deutschland für eine Karriere in der Wissenschaft entscheidet, muss mit vielen Unsicherheiten leben, eine Lebensplanung ist schwer möglich.
Und wer an der Uni bleibt, muss oft zurückstecken. So ist die Hochschulkarriere offenbar nur schwer mit einem Familienleben vereinbar: Unter den wissenschaftlichen Mitarbeitern bleiben 49 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer kinderlos.
Quelle: Spiegel online vom 16.02.2017
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Sind Telearbeiter zufriedener, gesünder und effizienter?
Eine internationale Studie sieht ein ambivalentes Ergebnis, Telearbeiter arbeiten mehr und intensiver, ihr Arbeitstag ist zugleich zerrissener und flexibler als der von (noch) "normalen" Arbeitnehmern.
In Deutschland fällt der Anteil von Telearbeit unter dem Durchschnitt der 10 EU-Länder und liegt weit hinter dem in skandinavischen Ländern. 12 Prozent der Arbeitnehmer arbeiten primär oder gelegentlich Zuhause, obgleich dies bei 40 Prozent der Arbeitsplätze möglich wäre.
Quelle: Telepolis vom 16.02.2017
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Verdiene ich genug Geld?
Zu Jahresbeginn ist der Mindestlohn auf 8,84 Euro gestiegen. (...) Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten auf, einen Lohn-Check für den Januar zu machen.
„Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen“, sagt NGG-Geschäftsführer Volkmar Heinrich. „Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen am Ende passen.“ Zudem warnt er vor Lohn-Tricksereien.
Quelle: Sächsische Zeitung online vom 16.02.2017
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Statt Dauerstelle Aus nach zwei Jahren
Das neue Befristungsrecht in der Wissenschaft hält nicht, was sich viele versprochen haben: Institute scheuen Risiken, Kurzzeitverträge werden fantasievoll begründet.
Wie schon 2015 bei der Vorbereitung der Gesetzesreform befürchtet, werde „alles Mögliche als Qualifizierung deklamiert und erneut für Kurzzeitbefristungen genutzt“. (...) René Krempkow, beim Stifterverband für das Projekt Personalentwicklung zuständig, bestätigt, „dass die weite Auslegbarkeit des Begriffs Qualifikation teilweise genutzt wird, um kurze Befristungen zu machen“.
Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten online vom 14.02.2017
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Die „Generation Praktikum“ lebt noch
Werden Praktikanten zu teuer? Das fürchteten viele bei der Einführung des Mindestlohns. Heute sehen das Unternehmer und Gewerkschafter in der Region differenziert.
Doch längst nicht alle Arbeitgeber in der Region sehen den Mindestlohn so kritisch wie noch zu dessen Einführung. (...) Selbst dort, wo finanzielle Mittel knapper sind, scheint der Mindestlohn nicht überall zum Rückgang von Praktikumsplätzen geführt zu haben.
Quelle: FAZ.net vom 13.02.2017
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Verdi möchte Tarifverträge im Handel für alle
Beschäftigten im Handel fällt es schwer, vom Lohn ihrer Arbeit leben zu können. Deshalb musste der Staat "die Einkommen im Handel 2014 mit rund 1,5 Milliarden Euro aufstocken.
Den Vorwurf, dass für das beklagte Armutsrisiko auch von Verdi unterschriebene Tarifverträge verantwortlich sein könnten, weist die Gewerkschafterin zurück (...). Sie räumt aber ein, dass "in Einzelfällen Einstiegsgehälter selbst bei Vollzeitarbeit unterhalb der Niedriglohngrenze von rund zehn Euro pro Stunde liegen können".
Quelle: Badische Zeitung online vom 13.02.2017
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Wie Staaten Uber, Foodora & Co an die Leine nehmen können
Die meisten Plattformen betonen, sie seien nur Vermittler zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern. Vermieden wird alles, was den Eindruck erwecken könnte, dass sie Form und Inhalt der Arbeitsleistung vorgeben. Für Kritiker (...) ist diese Selbstcharakterisierung als "Marktplatz" in vielen Fällen irreführend.
Auftraggeber würden Tätigkeiten auf Selbstständige auslagern und sich damit vieler Pflichten entledigen, etwa die Abführung von Sozialabgaben. Längst nicht alle Crowdworker zahlen allerdings von sich aus ins Sozialsystem ein.
Quelle: derStandard.at vom 12.02.2017
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Warum Teilzeitarbeit so beliebt ist
Immer mehr Menschen reduzieren ihre Arbeitsstunden, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Doch Kritiker warnen vor Nachteilen.
Nicht jeder arbeite freiwillig weniger als 40 Stunden. Einige fänden schlicht keine Vollzeitstelle. Stattdessen könne Teilzeitarbeit sogar Nachteile für Beschäftigte nach sich ziehen. "Das Modell führt in einigen Fällen zur Arbeitsverdichtung und hat natürlich negative Auswirkungen auf die finanzielle Lage im Rentenalter", sagt Förster.
Quelle: Freie Presse online vom 11.02.2017
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Mindestlöhne unterscheiden sich stark
Beim Mindestlohn gibt es zwischen den Ländern der Europäischen Union erhebliche Unterschiede. Das höchste Monatseinkommen erzielte (...) 2017 ein vollzeitbeschäftigter Mindestlohnempfänger in Luxemburg mit fast 2000 Euro (...). In Deutschland lag der Monatslohn bei knapp 1500 Euro.
Lediglich in drei der 22 EU-Staaten kommen Mindestlohn-Beschäftigte auf mehr als 60 Prozent des Durchschnittsgehalts. Nach EU-Definition gilt als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der gesamten Bevölkerung auskommen muss.
Quelle: Westfalenpost online vom 11.02.2017
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Leiharbeiter in der Abhängigkeitsfalle
Im Kaufland-Fleischwerk Möckmühl sind Arbeitskräfte aus osteuropäischen Ländern nach wie vor mit teils üblen Arbeitsbedingungen konfrontiert. Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen klagen über Schikanen. Kaufland wollte solchen Praktiken eigentlich einen Riegel vorschieben.
Während sich in manchen Punkten Verbesserungen ergaben (...) blieb das Prinzip in anderen Punkten das gleiche (...). Trotzdem können ungefragt noch Zusatzleistungen vom Lohn abgezogen werden. Keine grundlegende Veränderung für die polnischen Mitarbeiter.
Quelle: Heilbronner Stimme online vom 10.02.2017
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Der Gesetzgeber hat keine Lust (mehr). Das Mindestlohngesetz
Natürlich ist es immer so, dass im Verlauf der Zeit mit Blick auf das zugrundeliegende Gesetzeswerk an der einen oder anderen Stelle Anpassungsbedarfe erkennbar werden (...). Und derzeit sind zwei Baustellen erkennbar, die aber partout umschifft werden (sollen).
Das sind beispielsweise - immer wieder - "die" Langzeitarbeitslosen, für die der Gesetzgeber (...) für die ersten sechs Monate eine Ausnahmeregelung von der (eigentlich für alle) geltenden Lohnuntergrenze in das Mindestlohngesetz geschrieben hat.
Quelle: Aktuelle Sozialpolitik, Blogeintrag vom 10.02.2017
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Flexibel als Job-Tandem
Wenn sich zwei Menschen einen Job teilen, dann nennt man das "Jobsharing". Der Job wird dann von zwei Personen gemacht, die beide in Teilzeit arbeiten. Das kann viele Vorteile haben:
Niemand wird in ein Vollzeitmodell gedrängt, wenn er das nicht möchte, und kann trotzdem eine Führungsposition bekleiden. Wenn es gut läuft, werden Wissen und Zuständigkeiten geteilt, es entstehen keine "Wissensinseln".
Quelle: Deutschlandradiokultur.de vom 10.02.2017
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Mindestlohn: So wirkt er sich bisher aus
Was hat der Mindestlohn bislang gebracht und wie wirkt er sich auf längere Sicht aus? Verschiedene Studien haben die Folgen der Einführung des Mindestlohns analysiert. Die Ergebnisse sind nicht so schlimm wie Kritiker einst befürchteten.
Durch den Mindestlohn sind viele Minijobs gestrichen worden – glücklicherweise nicht ersatzlos. Viele Firmen haben die Jobs in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt, denn die Zahl der Beschäftigten in Deutschland ist insgesamt in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Quelle: Deutsche Handwerks Zeitung online vom 09.02.2017
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Ãœberdurchschnittlich oft Leiharbeit in Bremer Luft- und Raumfahrt
Die Luft- und Raumfahrt hat in Bremen eine große Bedeutung. Laut einer Studie fehlen jedoch strategischen Personalentwicklungsprogramme, sodass der Anteil der Leiharbeitskräfte überdurchschnittlich hoch ist.
Als es nach der Entwicklung des A380 nichts mehr zu tun gegeben habe, seien die ausgeliehenen Kräfte nach Süddeutschland in die Automobilindustrie abgewandert. Diese Gefahr sehen auch die Betriebsräte der Unternehmen in Bremen.
Quelle: Weser Kurier online vom 09.02.2017
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Staatlich besoldet, prekär beschäftigt
Ausgerechnet im Familienministerium steigt die Zahl befristeter Verträge steil an. Doch auch andere Ministerien heuern lieber auf Zeit an.
Eigentlich wollte die Bundesregierung mit dem Teilzeit- und Befristungsgesetz Beschäftigung fördern. Doch nun macht sie selbst regen Gebrauch davon. So hat sich die Zahl der sachgrundlosen Befristungen im Bundesinnenministerium innerhalb von drei Jahren auf über 6.000 versechsfacht.
Quelle: taz.de vom 09.02.2017
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IG BAU fordert mehr Kontrollen zu Mindestlöhnen
Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt hat schärfere Kontrollen zur Einhaltung des Mindestlohns verlangt. Die zuständige Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll sei personell viel zu schlecht ausgestattet, erklärte der Gewerkschaftsvorsitzende Robert Feiger.
„Der gesetzliche Mindestlohn wie auch die Branchenmindestlöhne in der Gebäudereinigung und am Bau werden unterlaufen“, klagte Feiger. Das werde sich nur ändern, wenn das Entdeckungsrisiko höher wiege als die Aussicht auf Gewinne durch Lohn- und Abgabenbetrug.
Quelle: Focus online vom 09.02.2017
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Ausnahme für Flüchtlinge
Muss ein Geflüchteter mit einem Ausbildungsberuf noch praktische Kenntnisse in einem Betrieb erwerben, damit sein ausländischer Abschluss als gleichwertig gilt, sei dies wie ein Pflichtpraktikum zu werten - also gibt es keine 8,84 Euro die Stunde.
So steht es in einem gemeinsamen Papier der drei Bundesministerien für Arbeit, Finanzen und Bildung. Damit will die Bundesregierung die Rechtslage klarstellen, ohne dies ausdrücklich in das Mindestlohngesetz aufzunehmen. (...) Aber reicht das aus?
Quelle: Süddeutsche.de vom 08.02.2017
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"Die Beitragslast ist zu hoch"
Die Altersvorsorge sparen sie sich, wenn es nicht reicht. Aber an einer Krankenversicherung kommen auch sogenannte Solo-Selbständige nicht vorbei. Ein Problem, denn für viele ist dieser Posten selbst in gesetzlichen Kassen finanziell kaum noch zu stemmen.
Das Problem der Solo-Selbständigen mit den Kassenbeiträgen rührt vor allem aus zwei Umständen. Zum einen fehlt ihnen die Arbeitgeberbeteiligung, sie müssen den Krankenversicherungsbeitrag komplett aus eigener Tasche zahlen.
Quelle: Tagesspiegel online vom 08.02.2017
Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.