Hinweise
miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 05/2017
7. März 2017 | Markus Krüsemann
Ob Leiharbeit, Minijobs, Befristungen oder Niedriglöhne: Miese Jobs gibt es viel zu viele. Wir veröffentlichen in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Berichte zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen.
Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 21.03.2017.
Hürdenlauf zum Arbeitsplatz
Natalie Grimm (...) befasst sich seit langem mit prekärer Beschäftigung (...). Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat die Soziologin Menschen befragt, die sich regelmäßig zwischen Minijobs und Leiharbeit, Praktika, befristeten Tätigkeiten und staatlicher Grundsicherung bewegen.
Ihr Fazit: Eine Zone der Instabilität, die von Hyperaktivität und Unsicherheit geprägt ist, verfestigt sich. Sie und ihre Kollegen sprechen von einer Zwischenzone der Arbeitswelt, der abhängig von den angelegten Kriterien inzwischen 30 bis 40 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung angehören.
Quelle: junge Welt online vom 06.03.2017
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Frauen erhalten doppelt so oft Niedriglohn wie Männer
18,3 Prozent der erwerbstätigen Frauen verdienen monatlich weniger als 900 Euro, teilte das Statistische Landesamt (...) mit. Damit liege die Quote der Niedriglöhner bei den Frauen fast doppelt so hoch wie bei den Männern (9,5 Prozent).
Insgesamt seien Frauen im Land ähnlich häufig erwerbstätig oder arbeitslos wie Männer. Unterschiede gebe es vor allem bei der Stellung im Beruf, den Wochenarbeitszeiten und befristeten Beschäftigungsverhältnissen.
Quelle: SVZ.de vom 06.03.2017
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Verstöße gegen Mindestlohngesetz mehr als verdoppelt
Die Zahl der registrierten Verstöße gegen das Mindestlohngesetz ist im vergangenen Jahr in Brandenburg sprunghaft gestiegen. 2016 wurden 80 Ermittlungsverfahren gegen Arbeitgeber eingeleitet, die weniger als 8,50 Euro Stundenlohn zahlen.
Die meisten Kontrollen in Brandenburg gab es im Gastgewerbe und im Einzelhandel. 2015 wurden laut Ministerium 12 700 Euro, 2016 rund 35 500 Euro an Bußgeldern verhängt.
Quelle: Welt online vom 06.03.2017
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Krankenkasse: So vermeiden Solo-SelbstÂständige hohe Beiträge
Auf rund 6 Milliarden Euro belaufen sich die Schulden der Selbstzahler in der gesetzlichen Krankenversicherung. (...) Die meisten von ihnen sind Selbstständige ohne Mitarbeiter, auch Solo-Selbstständige genannt.
Im Durchschnitt verdienen gesetzlich versicherte Solo-Selbstständige 787 Euro im Monat. Doch ihr Beitrag bemisst sich nach einem fiktiven Monatseinkommen von 2 231,25 Euro. Sie müssen also rund 350 Euro Krankenkassenbeitrag zahlen mit Anspruch auf Krankengeld.
Quelle: Stiftung Warentest online vom 04.03.2017
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Alle Zeichen stehen auf Streik
Fdie rund 2000 Mitarbeiter von Bodenverkehrsdienstleistern an den Flughäfen Tegel, Schönefeld und im Logistikbereich des unfertigen BER ist das Maß voll. Die (...) Mitarbeiter wollen sich ihre harte Tätigkeit nicht länger mit absoluten Billiglöhnen bezahlen lassen.
»Das Bodenpersonal zählt zum Niedriglohnsektor, ein Großteil der Mitarbeiter erhält kaum mehr als den Mindestlohn. Dabei arbeiten mehr als 50 Prozent beispielsweise in der Flugzeugabfertigung in Teilzeit- oder Splittverträgen«, sagte Rümker dem »nd«.
Quelle: neues deutschland online vom 04.03.2017
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Das Heer der Tagelöhner wächst
Sie kommen oft nur mit ein paar Habseligkeiten und suchen(...) Arbeit, notfalls auch stundenweise, ohne festen Vertrag und unterhalb der Mindestlohngrenze. In vielen deutschen Großstädten gehören Tagelöhner inzwischen zum Stadtbild.
„Der Wettbewerb wird dadurch extrem verzerrt.“ Zum einen würden bei Ausschreibungen immer wieder Bauleistungen zu Dumpingpreisen angeboten (...). Hinzu könnten Haftungsprobleme kommen.
Quelle: Sächsische Zeitung online vom 02.03.2017
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Zwist um Ende der Teilzeitfalle
Um Klarheit zu schaffen, will Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) per Gesetz einen Anspruch auf die Rückkehr in die volle Stelle festklopfen. Doch seit Wochen hängt der Entwurf in der Ressortabstimmung fest.
Der Streit um die befristete Teilzeit soll im Koalitionsausschuss in der kommenden Woche zur Sprache kommen. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass Beschäftigte ihre Vollzeitstelle für einen bestimmten Zeitraum reduzieren können. Der Anspruch gilt für Firmen ab 15 Mitarbeitern.
Quelle: Main-Echo online vom 02.03.2017
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Osteuropa geht gegen Mindestlohn im Straßengüter vor
Die EU-Staaten Osteuropas engagieren sich gegen die sozialpolitischen Initiativen der westeuropäischen Nachbarn im Straßengüterverkehr. Dabei gehen sie zunehmend offensiver vor allem gegen das deutsche Mindestlohngesetz (...) vor.
Vor knapp zwei Wochen legten neun osteuropäische Regierungen (....) eine „Erklärung“ vor. Darin kritisieren sie (...), dass „europäische Dienstleister zunehmend mit unverhältnismäßigen und ungerechtfertigten Hindernissen konfrontiert sind, die ihre Konkurrenzfähigkeit gefährden“.
Quelle: Deutsche Verkehrszeitung online vom 02.03.2017
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Arbeitsagentur warnt vor ausufernden Minijobs
Auf die Risiken und Nebenwirkungen, die ein Minijob langfristig für die eigene berufliche Perspektive mit sich bringen kann, wiesen die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in Gesprächen mit Besuchern hin.
Zur dann oft fehlenden Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter kommt hinzu, dass viele Minijobber aus Unkenntnis Nachteile in ihrem Arbeitsverhältnis in Kauf nehmen.
Quelle: Ostthüringer Zeitung online vom 02.03.2017
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Ungerechtes Deutschland
Martin Schulz hat die Gerechtigkeit in Deutschland zum Wahlkampfthema gemacht. Und das Thema bietet viel Zündstoff.
Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. So die weitverbreitete Überzeugung, die Armutsforscher Markus Grabka (...) auch mit Zahlen unterfüttern kann. Nach seinen Erkenntnissen haben die obersten Einkommensbezieher im Zeitraum von 1991 bis 2014 reale Einkommenszuwächse von 27 Prozent erzielt, während die zehn Prozent der Einkommensschwächsten im gleichen Zeitraum real acht Prozent verloren haben.
Quelle: BR.de vom 01.03.2017
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Der Mindestlohn reicht nicht
Weltweit sind die Mindestlöhne im vergangenen Jahr gestiegen. In der EU gab es den höchsten Reallohnzuwachs seit dem Jahr 2000. Das ist im Mindestlohnbericht 2017 zu lesen, den die Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag vorstellte.
Doch vielerorten reicht der Mindestlohn kaum zum Mindesten. In Deutschland können Beschäftigte in einem Mindestlohnjob über die Runden kommen - so lange, bis sie sich in die Altersarmut hinüberretten. Und das im Land mit dem weltweit höchsten Exportüberschuss.
Quelle: neues deutschland online vom 01.03.2017
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Deutscher Mindestlohn niedriger als bei westlichen Nachbarn
Im Vergleich mit seinen westeuropäischen Nachbarländern hat Deutschland einen niedrigen Mindestlohn. Dabei hat Deutschland den Mindestlohn schon erhöht, 20 weitere EU-Staaten allerdings auch.
Der deutsche Mindestlohn bleibt einer Studie zufolge verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern eher niedrig. Zwar wurde er zu Jahresbeginn von 8,50 auf 8,84 Euro je Stunde angehoben. In den westeuropäischen Euro-Staaten liegt die Lohnuntergrenze aber bei mindestens 9,25 Euro.
Quelle: Handelsblatt online vom 28.02.2017
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Erfolgsgeschichte Armut
In den Städten nimmt die Not zu, denn die Löhne halten nicht mit den Preisen Schritt. Schuld daran ist die »Agenda 2010«, für die die Bundeskanzlerin schwärmt.
So gibt die Bundeszentrale für politische Bildung Aufschluss darüber, warum die Löhne nicht mit den Mieten mithalten können. (...) Schon im August 2014 hatte sie mitgeteilt, dass das Jahr 2005 einen Umbruch markierte. Bis dato waren die Gehälter der Beschäftigten über Jahrzehnte gestiegen – dann folgte ein »sukzessives Absinken der Reallöhne«.
Quelle: junge Welt online vom 28.02.2017
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Mindestlohn-Kontrollen schrecken Billig-Konkurrenz ab
Die Arbeitnehmerentsendung ist für Transportunternehmer ein wichtiges Thema. Besonders gilt dies für deutsche Frachtführer in Grenzregionen.
„Deutschland hat vor drei Jahren als erstes EU-Land mit den Mindestlohn-Regeln und der Auftraggeberhaftung einen Impuls gesetzt zur Bekämpfung des Sozialdumpings gesetzt “, sagt Peter Welling geschäftsführender Vorstand der SVG.
Quelle: Deutsche Verkehrszeitung online vom 27.02.2017
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Der Mindestlohn für freiberufliche Journalisten fehlt
Wer als freiberuflicher Journalist tätig ist, hat immer wieder mit Schwankungen in der Auftragslage zu kämpfen. Im Gegensatz zu den angestellten Journalisten, die auf jeden Fall den Mindestlohn und weitere Zahlungen erhalten, egal ob es gerade Aufträge gibt oder nicht,
Der Arbeitsmarkt lässt das zu, weil es seltsamerweise für freiberufliche Journalisten nicht einmal den Mindestlohn gibt. Der Mindestlohn für freiberufliche Journalisten würde Dumpingpreisen bei der Auftragsvergabe verhindern
Quelle: de.blastingnews.com vom 25.02.2017
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Leistungen wie bei Vollzeitkräften
Vor allem Frauen sind es, die in Teilzeit arbeiten. Die wöchentliche Arbeitszeit kann dabei sehr unterschiedlich sein (...). Und je höher die Arbeitszeit und die Position sind, desto mehr wird auch an Leistung erwartet.
Als Führungskraft und Mutter zweier Töchter muss sie als Beamtin mindestens 25 Stunden pro Woche arbeiten mit den entsprechenden finanziellen Kürzungen. Eine Kernzeit gibt es seit kurzem per Dienstanweisung nicht mehr. Erwartet wird praktisch dieselbe Leistung wie bei Vollzeitkräften.
Quelle: Deutschlandfunk.de vom 25.02.2017
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Nur von begrenzter Dauer
Wer eine neue Stelle antritt, wünscht sich meist einen festen, unbefristeten Arbeitsvertrag. Oft erfüllt sich diese Erwartung auch. Allerdings arbeiten mittlerweile fast 8 Prozent der Beschäftigten in befristeten Jobs.
Für viele Beschäftigte bedeutet eine Befristung dagegen aber mehr Unsicherheit. Gut 3 Millionen ArbeitnehmerInnen sind hierzulande in solchen Anstellungen tätig. Hinzu kommen etwa 1 Million Auszubildende und Praktikanten.
Quelle: taz.de vom 25.02.2017
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Die Gewerkschaften geben Clickworker-Alarm
Noch sind die Click- und Crowdworker, die Mikrojobber zwar ein Randphänomen des digitalen Wandels, aber für die Gewerkschaften sind sie zum Inbegriff der Bedrohung geworden. Deshalb möchten sie gern zur Gegenmacht für die „digitalen Tagelöhner“ werden und sie organisieren.
Die IG Metall fordert auch für Clickworker den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro pro Stunde. Der wird sich aber angesichts der Möglichkeit, Mikrojobs über die deutschen Grenzen hinaus auszulagern, nicht durchsetzen lassen.
Quelle: TheEuropean.de vom 24.02.2017
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Gefangen im Flaschenhals
„Wissenschaftliche Karrieren werden immer attraktiver“. So steht es in der Pressemitteilung Johanna Wankas (CDU) über den sogenannten Mittelbau der Hochschulen. Dabei ist das Gegenteil richtig. Die Karrieren in der Wissenschaft werden immer prekärer.
Damit geht eine gefährliche Prekarisierung junger Wissenschaftler einher. 93 Prozent befinden sich in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Über die Hälfte dieser Verträge haben eine Laufzeit von unter einem Jahr. Und diese Zahl steigt dauernd.
Quelle: Freitag.de vom 24.02.2017
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Crowdwork – Alte Spielregeln für die neue Arbeitswelt?
Crowdwork ist in aller Munde. (...) Langsam lichtet sich jedoch der rechtliche Nebel um die neuen Arbeitsformen in der internet- und plattformbasierten Arbeitswelt und es zeigt sich: Auch die neue Arbeitswelt muss sich an „alte“ Spielregeln halten.
Tatsächlich werden aber wie oben ausgeführt viele Kontrollfaktoren ausgeübt. Durch diese Kombination (...) kann eine derart hohe Fremdbestimmtheit vorliegen, dass von einer persönlichen Abhängigkeit gesprochen werden darf.
Quelle: blog.arbeit-wirtschaft.at vom 23.02.2017
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Die befristeten Arbeitsverträge
Für 2015 berichtet das Statistische Bundesamt auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebung für alle abhängig Beschäftigten ab 25 Jahre von einem Anteil der befristet Beschäftigten von 8,4 Prozent, in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre seien es hingegen 17,9 Prozent gewesen.
Der IAB-Wissenschaftler Christian Hohendanner wird von Öchsner dahingehend zitiert, dass man noch nicht von einer Trendumkehr sprechen könne, aber zu erkennen sei, dass es "keinen weiteren Anstieg mehr gab".
Quelle: Aktuelle Sozialpolitik, Blogeintrag vom 23.02.2017
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34 Cent mehr: Mindestlohn spaltet Lausitz
Die Pflegebranche reagiert mit Sorgenfalten auf der Stirn, Handwerksunternehmen etwas entspannter. Fachleute fordern mehr Kontrollen.
Toralf Pusch, Arbeitsmarktexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung (...): "Der Mindestlohn hat vielen gering bezahlten Arbeitnehmern tatsächlich geholfen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Allerdings bleibt nun noch einiges zu tun, damit auch alle den Mindestlohn erhalten." Er fordert mehr Kontrollen.
Quelle: Lausitzer Rundschau online vom 23.02.2017
Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.