Hinweise
miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 05/2018
20. März 2018 | Markus Krüsemann
Ob Leiharbeit, Minijobs, Befristungen oder Niedriglöhne: Miese Jobs gibt es viel zu viele. Wir veröffentlichen in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Berichte zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen.
Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 03.04.2018.
»Der Bundesregierung droht ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust«
Die Bundesregierung will sachgrundlos befristete Beschäftigungsverhältnisse beschränken. Bevor sie ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, schafft das BAMF mit Hunderten Neueinstellungen Fakten.
Dort sind zum 15. März 1300 von 6900 Mitarbeitern ohne Sachgrund befristet beschäftigt, rund 19 Prozent. »Nur noch«, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums (BMI) in ihrer schriftlichen Antwort auf eine Anfrage der WirtschaftsWoche betont. Zum 5. März waren es noch 2940 Mitarbeiter, also rund 43 Prozent.
Quelle: ▸WirtschaftsWoche online vom 19.03.2018
Arbeitsminister Heil fordert höhere Löhne in Deutschland
Es sei Zeit, dass die Arbeitnehmer »von der guten Wirtschaftsentwicklung profitieren«, sagte der SPD-Politiker unserer Redaktion. Er wolle sich zu Lohnforderungen nicht im Detail äußern, so Heil.
Bei einer guten wirtschaftlichen Lage sei es allerdings »sozial und ökonomisch vernünftig, eine angemessene Lohnentwicklung zu haben«. Es gehe darum, »Recht und Ordnung am Arbeitsmarkt zu schaffen – und wieder ordentliche Tarifabschlüsse zu bekommen«, sagte Heil.
Quelle: ▸Thüringen24.de vom 19.03.2018
Vollzeit arbeitende Flüchtlinge sind oft Geringverdiener
Vollzeit arbeitende Flüchtlinge verdienen deutlich weniger als die große Masse der deutschen Arbeitnehmer. Das zeigt eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit, die dieser Zeitung vorliegt.
Danach erzielten Menschen aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern im Jahr 2016 pro Monat ein mittleres Einkommen von 1916 Euro. Insgesamt verdienten Arbeitnehmer in Deutschland in diesem Jahr im Mittel 3133 Euro pro Monat. Dabei handelt es sich jeweils um das Bruttogehalt eines Vollzeitbeschäftigten.
Quelle: ▸Berliner Morgenpost online vom 18.03.2018
Geringe Chancen für Billiglöhner
Die verschärften Vergabe- und Förderregeln greifen in MV weitgehend ins Leere: Lediglich wenige Hundert Beschäftigte würden davon profitieren (...). Gemessen am Fördergeschäft der vergangenen zehn Jahre bringen die bisherigen Bonus- und Sanktionsmöglichkeiten kaum eine lohnsteigernde Wirkung.
So konnten mit der Ansiedlung von 39 Großunternehmen mit 3627 Beschäftigten weniger als ein Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land von den höheren Förderanforderungen an tarifgleiche Löhne profitieren.
Quelle: ▸SVZ.de vom 16.03.2018
Mindestlohn: Das sind die Folgen für Landwirte
Seit dem 1. Januar 2018 müssen Landwirte ihren Beschäftigten einen Mindestlohn von 9,10 Euro pro Stunde bezahlen. So ist es im neuen Mindestentgelttarifvertrag Landwirtschaft und Gartenbau festgelegt. Das verändere die Landwirtschaft, meldet die deutsche Presse-Agentur.
Bis zu 70 Prozent der Kosten bei Zucchini seien Lohnkosten und diese stiegen seit 2015 stetig an. Bei anderen Gemüsesorten wie Radieschen, Schalotten und Spargel sehe es ähnlich aus. Deshalb würden viele Landwirte auch diese Pflanzenarten seltener anbauen.
Quelle: ▸Agrarheute.com vom 16.03.2018
Gefühlter Arbeitsdruck in Deutschlands Amtsstuben steigt
Jeder zweite Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen beklagt wachsende psychische Belastung im Job. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl hervor.
Dabei gaben 49,9 Prozent der befragten Beschäftigten des öffentlichen Dienstes an, dass Stress und Arbeitsdruck zugenommen hätten. Jeweils fast 50 Prozent antworteten, dass sie häufig Termin- oder Leistungsdruck ausgesetzt seien, beziehungsweise »sehr schnell« arbeiten müssten.
Quelle: ▸Leipziger Volkszeitung online vom 14.03.2018
Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeit wird rasch angegangen
Die neue Bundesregierung will nach Angaben von SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles das verabredete Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit rasch angehen. »Es kommt in den ersten 100 Tagen auf den Tisch«.
Das Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeit soll nur für Unternehmen ab 45 Mitarbeiter gelten. Von 46 bis 200 Mitarbeitern soll der Anspruch nur einem pro angefangenen 15 Mitarbeiter gewährt werden müssen. Der Anspruch gilt nur für Teilzeit zwischen einem und fünf Jahren.
Quelle: ▸Mittelbayerische.de vom 14.03.2018
Gerüstbau bekommt neuen Mindestlohn
In der Tarifrunde für das Gerüstbauhandwerk kommt Bewegung. Da Ende des Monats der Mindestlohn I ausläuft, haben die Tarifparteien die Gespräche wieder aufgenommen und sich gestern auf einen neuen Mindestlohn im Gerüstbau geeinigt.
Demnach steigt ab dem 1. Mai für die rund 24.000 Beschäftigten im Gerüstbau der Mindestlohn von 11,00 Euro auf 11,35 Euro pro Stunde. Die Voraussetzung ist allerdings, dass die neue Bundesregierung bis dahin den neuen Mindestlohn als allgemeinverbindlich erklärt.
Quelle: ▸Meistertipp.de vom 14.03.2018
Knapp die Hälfte der Gebäudereiniger arbeitet für weniger als Mindestlohn
Knapp jeder zweite Gebäudereiniger erhält den Mindestlohn, das hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung errechnet. Das bedeutet: Mehr als 300.000 Angestellte bekommen keinen Branchen-Mindestlohn.
»Ich gehe davon aus dass dieser Bereich der Wirtschaft durch einen harten Preiskampf gekennzeichnet ist (...)«, sagt Toralf Pusch von der Hans-Böckler-Stiftung. Ein Problem, das auch durch den Mindestlohn nicht aus der Welt geschafft worden sei.
Quelle: ▸MDR.de vom 13.03.2018
Bremer Vollzeitbeschäftigte verdienen überdurchschnittlich viel
Arbeitnehmer in Bremen verdienen mehr, als das im Bundesschnitt der Fall ist. (...) Jedoch gibt es große Unterschiede bei den Löhnen und Gehältern. (...) Der Arbeitsmarkt in Bremen spaltet sich aber laut dem Geschäftsführer zugleich zunehmend:
»Die Schere zwischen Gut- und Geringverdienern nimmt weiter zu.« Jeder fünfte Bremer bekommt einen Niedriglohn, verdient also trotz einer Vollzeitarbeit unter 2200 Euro brutto im Monat.
Quelle: ▸Weser Kurier online vom 13.03.2018
Über 1.700 der sächsischen Landesangestellten sachgrundlos befristet
So richtig ist die Botschaft in der sächsischen Staatsregierung noch nicht angekommen. In allen Bereichen fehlt mittlerweile Personal (...). Aber noch immer benimmt sich die Staatsregierung wie ein knauseriger Saisonbetrieb, der selbst hochkarätige Stellen mit einer Befristung ausschreibt.
»Obwohl im sogenannten ‚Sachsen-Plan‘ angekündigt wurde, sachgrundlose Befristungen im öffentlichen Dienst nur noch in begründeten Fällen zu nutzen, sind immer noch knapp die Hälfte aller ausgeschriebenen befristeten Stellen ohne Grund befristet«, kritisiert Valentin Lippmann.
Quelle: ▸Leipziger Internet Zeitung vom 12.03.2018
Frauen holen am Arbeitsmarkt auf – vor allem durch Teilzeit
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist zwischen 2013 und 2017 um 2,5 Millionen auf zuletzt 32,2 Millionen Beschäftigte gestiegen. Von diesem Plus profitieren auch Frauen, deren Beschäftigung im selben Zeitraum um 8,3 Prozent auf 14,9 Millionen gestiegen ist.
Allerdings entfällt das Beschäftigungsplus bei Frauen vorrangig auf Teilzeit. Diese Teilzeitbeschäftigung ist in den letzten vier Jahren um 14 Prozent auf 7,06 Millionen gestiegen, während der Anstieg bei vollzeitbeschäftigten Frauen lediglich 3,5 Prozent betrug.
Quelle: ▸crosswater-job-guide.com vom 12.03.2018
Die angeblich so drangsalierte Leiharbeit boomt vor sich hin
Von daher war schon jedem unabhängigen und kritischen Beobachter der Szenerie klar, dass das Untergangsgeheul, das seitens der Branche angestimmt wurde im Gesetzgebungsverfahren, nur heiße Luft war. Und ganz offensichtlich laufen die Geschäfte hervorragend.
Die Tatsache, dass die Leiharbeit nicht nur einen neuen Rekordstand erreicht hat, sondern auch die überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten dieser Beschäftigungsform - seit 2014 zwischen 3,5 und 7,6 Prozent (...) - ist begründungspflichtig.
Quelle: ▸Aktuelle Sozialpolitik, Blogeintrag vom 11.03.2018
Was Clickworker wissen müssen
Es klingt so gut - und reicht doch nicht zum Leben. Mit Plattformen für Crowd- oder Clickworking ist eine neue Art von Arbeitsmarkt entstanden. Für Arbeitnehmer hat er vor allem Nachteile und viele Fallstricke.
»Zum Netzwerken kann es sinnvoll sein, um Referenzen zu entwickeln oder um in verschiedene Jobs hineinzuschnuppern.« Ein richtiger Job ist Click- oder Crowdworking damit aber nicht - und auch keine Karriere auf Dauer.
Quelle: ▸FR online vom 09.03.2018
Jobs beim Freistaat weiter mit Befristung
Sachsen will Arbeitsstellen nicht mehr sachgrundlos befristen. Doch die Praxis sieht anders aus. (...) Anfang Februar hat die Landtagsfraktion der Grünen die Ausschreibungen des Freistaates Sachsen genauer unter die Lupe genommen.
Dabei fiel ihnen auf, dass 60 Stellen befristet ausgeschrieben wurden. Davon sogar ein rund Drittel, ohne einen Grund dafür anzugeben (...). Dieser sogenannten »sachgrundlosen Befristung« wollen die Grünen ein Ende setzen. Sie fordern den Freistaat auf, keine derartigen Stellen mehr auszuschreiben.
Quelle: ▸Freiepresse.de vom 08.03.2018
Immer mehr Menschen in Bayern haben Nebenjobs
Zum Jahreswechsel gab es im Freistaat fast 570 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (350 000 davon mit Vollzeitjob), die noch mindestens einer zusätzlichen geringfügigen Beschäftigung nachgingen. Im Jahr 2003 waren es rund 190 000 Menschen.
Insgesamt hatten demnach im vergangenen Jahr 660 000 Menschen in Bayern einen Nebenjob. (...). Und insgesamt 50 000 Menschen im Freistaat hatten sogar mehrere Minijobs gleichzeitig, ohne in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zu stehen.
Quelle: ▸Focus online vom 08.03.2018
Taxi-AG fordert Mindestlohn
«Schluss mit dem Lohndumping im Taxi-Gewerbe» steht auf dem Banner, dass Mitglieder der Taxi-AG der Gewerkschaft ver.di am Mittwoch vor der Senatsverwaltung für Verkehr, Umwelt- und Klimaschutz aufgespannt haben.
Die TaxifahrerInnen haben sich dort zur Mahnwache versammelt, um auf ihre prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. «Viele Betriebe zahlen den gesetzlichen Mindestlohn nicht (...)», beschreibt Taxifahrer Andreas Komrowski die schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche.
Quelle: ▸neues deutschland online vom 08.03.2018
Arbeitsagentur-Chef: »Teilzeit bleibt eine Frauendomäne«
Thüringens Arbeitsagentur-Chef Kay Senius äußert sich über die Unterschiede bei den Einkommen und den Trend bei Nebenjobs. (...) »Teilzeitbeschäftigung hat sowohl bei Frauen als auch bei Männern in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.«
»Die Teilzeit ist und bleibt aber auch in Thüringen eine Frauendomäne. Fast 45 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit. Bei den Männern beträgt der Anteil in Thüringen nur 9,5 Prozent.«
Quelle: ▸Thüringer Allgemeine online vom 07.03.2018
Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.