Hinweise
miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 6/2015
29. Juni 2015 | Markus Krüsemann
Miese Jobs gibt es jede Menge - sei es in Leiharbeit, Werkvertrags-Konstruktionen, Minijobs, befristeten Beschäftigungsverhältnissen, Teilzeitjobs und im Niedriglohnbereich. annotazioni.de veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Informationsportal miese-jobs.de in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Statistiken zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen.
Die nächste Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint erst wieder nach der Sommerpause, am Dienstag (!), dem 18.08.2015.
Weitere Informationen: www.miese-jobs.de
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Ein Paketbote erzählt: Darum streike ich
Seit einen Viertel Jahrhundert liefert Thomas Völker in Potsdam Pakete aus. Es ist ein Stressjob, die Menge, die er ausfahren muss, sei kaum zu stemmen, sagt er. Jetzt hat er Angst, dass er schon bald für weniger Geld in einem der neu gegründeten Subunternehmen der Post arbeiten muss. Der MAZ erklärt er, warum er streikt.
„Ich war immer stolz, bei einem Weltkonzern zu arbeiten“, sagt er und ergänzt: „Die Post stand für sichere Arbeitsplätze.“ Doch damit könnte bald Schluss sein. Denn Ende dieses Jahres laufen die mit der Gewerkschaft Verdi vereinbarten Kündigungsschutz-Regelungen aus (...). Verlängert die Post seinen Vertrag nicht, droht ihm der Wechsel in die schlechter zahlende DHL Delivery GmbH.
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Quelle: Märkische Allgemeine online vom 28.06.2015
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Jobcenter will Minijobs in feste Stellen umwandeln
Jobcenter-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers hat eine Mission: Er will so viele Minijobs wie möglich in feste Stellen umwandeln. Und damit hat er Erfolg, denn er erklärt Firmen, wo die Vorteile eines solchen Wechsels liegen. In Dortmund gibt es etwa 63.000 Minijobs (...) Viele Minijobber benötigen finanzielle Hilfe vom Jobcenter.
Das Jobcenter Dortmund wirbt daher seit 2011 verstärkt dafür, dass Betriebe mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einstellen. 1.650 Mal hat das seither funktioniert. Das Projekt „Mehrwert schaffen – Minijob umwandeln“ sei auf „Erfolgskurs“, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers.
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Quelle: RuhrNachrichten.de vom 26.06.2015
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Uni-Prekariat: Weniger Zeitverträge für Doktoranden
Bessere Arbeitsbedingungen für Nachwuchsforscher sind endlich in Sicht (...). Nun sollen die Wildwest-Zustände auf dem Uni-Arbeitsmarkt zumindest ein wenig eingehegt werden: Die Große Koalition in Berlin hat sich nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen auf Eckpunkte für eine Reform geeinigt.
Die Verträge von wissenschaftlichen Mitarbeitern sollen sich künftig an dem "für die Qualifizierung vorliegenden Zeitbedarf" orientieren. Das heißt: Wenn für eine Promotion drei Jahre angesetzt sind, sollte ein Doktorand keinen Vertrag mit einer kürzeren Laufzeit erhalten. (...) Ultra-Kurzzeit-Verträge darf es weiterhin geben - allerdings soll es dafür "gute Gründe" geben.
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Quelle: Spiegel online vom 26.06.2015
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Abwehrkampf beim gelben Riesen
Das Lohndumping bei der Post hat allein den Zweck, die Taschen der Aktionäre zu füllen, meint Dierk Hirschel.
Dieser Tarifkonflikt ist keine normale Lohnrunde sondern ein Abwehrkampf. Die Postbeschäftigten wehren sich gegen die organisierte Tarif- und Mitbestimmungsflucht ihres Arbeitgebers. Der Vorstand des gelben Riesen unterläuft durch die Neugründung einer hausinternen Billigfirma den eigenen Tarifvertrag - ein Lohndumping-Trick, mit dem bereits Schlecker und Karstadt gescheitert sind.
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Quelle: neues deutschland online vom 26.06.2015
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Arbeitskammer fordert mehr „gute Arbeit“
Ob Mindestlohn, Ausbildung oder Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz – aus Sicht der Arbeitskammer des Saarlandes muss sich noch eine Menge verbessern, um das Ziel der „guten Arbeit“ zu erreichen.
Die Kammer sieht nach Jahren der Deregulierung in der Arbeitswelt Fortschritte zum Besseren. „Einige Dinge sind auf den Weg gebracht“, aber „wir sind auch im Saarland noch ein großes Stück von ,guter Arbeit‘ entfernt“, sagte gestern Hans Peter Kurtz, der Vorstandschef der Arbeitskammer.
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Quelle: Saarbrücker Zeitung online vom 26.06.2015
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Was hat sich im Land durch den Mindestlohn geändert?
Der Mindestlohn werde Tausende Arbeitsplätze vernichten, meinten die einen. Der Mindestlohn wird das Lohndumping beenden, glaubten die anderen. Doch was hat seine Einführung bisher wirklich bewirkt?
In Sachsen-Anhalt gibt es ein geteiltes Echo und gemischte Gefühle, sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern. (...) Laut einer Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Halle unter gut 300 Unternehmen spüren 60 Prozent der Mittelständler in Sachsen-Anhalt noch keine negativen Folgen.
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Quelle: Welt online vom 26.06.2015
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Atypisch Beschäftigte sind vielfach benachteiligt – auch im Privatleben?
Atypische Beschäftigungsformen haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer stärker ausgebreitet. Auf die materiellen Nachteile ist bereist in vielen Studien hingewiesen worden. Weniger Beachtung fanden bisher die immateriellen Nachteile, die atypisch Beschäftigte sowohl im Arbeitsleben als auch im Privatleben erfahren.
Eine Studie von WissenschaftlerInnen des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster hat jetzt nachzuweisen versucht, dass und wie die Arbeit in atypischen Beschäftigungsformen sich auch nachteilig auf das Privatleben auswirkt. Das ist ihnen nur teilweise gelungen.
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Quelle: miese-jobs.de vom 25.06.2015
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Gehaltsstudie: So stark sollen die Löhne in Deutschland steigen
Die Löhne in Deutschland steigen laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Prognos AG in den nächsten fünf Jahren weiter an. Für Geringverdiener und Menschen in sozialen Berufen gibt es aber auch eine schlechte Nachricht: Sie profitieren beim Nettoeinkommen deutlich weniger davon als etwa Beschäftigte in der produzierenden Industrie.
Gerade Alleinerziehende, die oft im Einzelhandel, Gesundheits- und Sozialwesen angestellt seien, würden nur unterdurchschnittlich von steigenden Löhnen profitieren. Die Stiftung kritisiert, dass sich der Trend zur größeren Lohnungleichheit in Deutschland fortsetze.
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Quelle: Spiegel online vom 25.06.2015
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Thüringen: Noch keine Geldbußen wegen Mindestlohn-Verstößen
In Thüringen hat der Zoll bei Verstößen gegen den seit einem halben Jahr in Deutschland geltenden gesetzlichen Mindestlohn bisher Milde walten lassen. Bis Mitte Juni seien noch keine Geldbußen wegen Mindestlohnunterschreitungen oder Verstößen gegen die Dokumentationspflicht der Arbeitszeiten verhängt worden.
Die Zollverwaltung befragte den Angaben zufolge von Januar bis Mitte Juni in Thüringen rund 1750 Beschäftigte zu ihren Arbeitsverhältnissen wie Einkommen und Arbeitszeit. Außerdem wurden wegen des Mindestlohngesetzes landesweit die Geschäftsunterlagen von rund 350 Firmen geprüft.
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Quelle: Welt online vom 25.06.2015
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Die Zahl der unfreiwillig in Teilzeit Beschäftigten ist weiterhin zu hoch
Teilzeitbeschäftigung kann eine Alternative sein, Erwerbstätigkeit und private Lebensgestaltung besser zu vereinbaren, wenn sie nicht unfreiwillig, mangels regulärer Vollzeitstellen ausgeübt werden muss. Letzteres scheint aber immer häufiger der Fall zu sein, denn die Zahl der unfreiwillig in Teilzeit oder in zu kurzer Teilzeit Beschäftigten ist seit den 1990er Jahren stark angestiegen.
Das Statistische Bundesamt hat heute weitere Ergebnisse aus der Arbeitskräfteerhebung 2014 vorgelegt. Danach gaben fast 1,63 Millionen in Teilzeit Erwerbstätige (im Alter von 15 bis 74 Jahren) an, dass sie gerne länger arbeiten wollten – und zwar erheblich länger.
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Quelle: miese-jobs.de vom 24.06.2015
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Die Wahrheit hinter Nahles' Mindestlohn-Wunder
Arbeitsministerin Nahles feiert die Einführung des Mindestlohns als Erfolg. Sogar die Zahl der Hartz-IV-Aufstocker sei zurückgegangen. Das stimmt zwar. Aber der wahre Grund ist wenig erfreulich.
Weniger Aufstocker dank Mindestlohn – Arbeitsmarktforscher finden diese frohe Botschaft bei näherer Betrachtung schlicht irreführend. Denn vom Rückgang der Aufstocker waren zu zwei Dritteln Minijobber betroffen, rechnet der Bremer Arbeitsmarktforscher Paul M. Schröder vor.
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Quelle: Welt online vom 24.06.2015
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Nur wenige Minijobber sorgen vor
Nur jeder sechste Minijobber im gewerblichen Bereich zahlt nach Informationen unserer Zeitung in die Rentenkasse ein. Die 2013 eingeführte Rentenversicherungspflicht für Minijobs komme in der Realität nicht an, sagte dazu die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer. Von flächendeckender Altersvorsorge könne keine Rede sein.
„Minijobs bleiben eine berufliche Sackgasse und ein Armutsrisiko – insbesondere für Frauen“, erklärte die Abgeordnete. Kritisch sei, dass der Anteil der rentenversicherten Minijobber bei seit 2013 neu abgeschlossenen Verträgen sogar sinke.
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Quelle: Neue OZ online vom 24.06.2015
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Wie Arbeitgeber den Mindestlohn umgehen
Mit Tricks versuchen Arbeitgeber, Mindestlohn und Sozialabgaben zu umgehen. Ein beliebtes Mittel ist die Gründung von Gesellschaften bürgerlichen Rechts. Ihre Zahl soll seit Einführung des Mindestlohns verstärkt gestiegen sein.
Sie arbeiten auf Baustellen, als Ausbeiner in Schlachthöfen oder als Lkw-Fahrer. So, wie sie dabei ihr Geld verdienen, sind sie eigentlich Arbeitnehmer. Auf dem Papier sind sie aber als Selbständige etikettiert. (...) Ihr Einsatz ist lukrativ, weil sich auf diesem Weg viel Geld sparen lässt.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 24.06.2015
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ver.di gegen Lohndumping bei der Wertstofftonne
"Lohndumping für die Beschäftigten in der Abfallwirtschaft", das müsste nach der Auffassung von Andreas Scheidt, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), als ehrliche Überschrift über den von den Regierungsfraktionen SPD und CDU/CSU beschlossenen Eckpunkten für ein modernes Wertstoffgesetz vom 12. Juni 2015 stehen.
Zukünftig sollen danach alle Sammlungen von Wertstoffen nach den Vorschriften des öffentlichen Vergaberechts ausgeschrieben werden, auch die Sammlung von Nichtverpackungen (...), die bislang im Rahmen der hoheitlichen Aufgaben von öffentlich-rechtlichen Unternehmen (...) bewerkstelligt wurden. Damit haben tarifgebundene Unternehmen kaum noch Chancen, derartige Wertstoffe entsorgen zu können.
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Quelle: aktiencheck.de vom 23.06.2015
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EU-Migranten landen oft im Niedriglohnsektor
Trotz Vollbeschäftigung verdienen Migranten aus EU-Staaten oftmals wenig Geld. Vor allem der Anteil von Menschen aus Osteuropa und dem Baltikum ist im Niedriglohnbereich deutlich höher als der von Deutschen (...). Eingewanderte Frauen sind besonders oft von niedrigeren Löhnen betroffen.
Seit den 1990er Jahren steigt der Anteil der Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnbereich in Deutschland. Doch wie viele und welche Migranten dazu zählen, obwohl sie Vollzeit auf gleichem Anforderungsniveau arbeiten, wurde bislang nur partiell untersucht.
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Quelle: mediendienst-integration.de vom 23.06.2015
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Gefangen in der Leiharbeitsspirale
Bremen hat eine der höchsten Leiharbeitsquoten bundesweit. Schon seit Jahren steigt die Zahl der prekären Jobs. Die Betroffenen haben kaum eine Chance, durch die Leiharbeit eine feste Stelle zu ergattern.
Hermann Vollmer* ist bitter enttäuscht. Über zehn Jahre arbeitete der 57-Jährige als Technischer Zeichner für einen Bremer Energieversorger – entsandt von Leiharbeitsfirmen. ›Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich einen festen Vertrag bekomme‹, sagt Vollmer.
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Quelle: BAM - Bremer Arbeitnehmer Magazin online vom 23.06.2015
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Mindestlohn bedrückt Obstbauern - Gewerkschaft hat wenig Mitleid
Seit 2015 müssen Erdbeer- und Spargelbauern ihren Saisonarbeitern einen Mindestlohn zahlen - und tragen nach ihren Worten zum Teil schwer daran. «Die Situation ist sehr kritisch, viele Existenzen sind bedroht», sagt der Präsident des Landesverbands für Erwerbsobstanbau (LVEO), Franz Josef Müller.
«Humbug und Taktik», nennt der Branchensekretär der Gewerkschaft, Gunther Häberlen, die Klagen der Landwirte. Ihre Probleme seien auch hausgemacht; der Mindestlohn schlage bei den Preisentwicklungen nur marginal zu Buche. Er verweist auf andere Länder wie Frankreich, wo der Mindestlohn seit langem verankert und die Kontrollen ungleich schärfer seien.
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Quelle: Pforzheimer Zeitung online vom 22.06.2015
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Arbeitsmarkt: Mindestlohn wirkt
Eine neue Auswertung der Bundesregierung bestätigt die Wirkung des Mindestlohns. Insgesamt sank die Zahl der Aufstocker um 45 000, seit die 8,50 Euro als Untergrenze für einen Stundenlohn vorgeschrieben sind.
Wer eine Arbeit hat und zusätzlich Hartz IV bezieht, verdient oft nicht viel. (...) Geschäftsmodelle, in denen Unternehmen Mitarbeiter explizit niedrig bezahlen und dazu auffordern, den Verdienst über einen Antrag auf die staatliche Grundsicherung (Hartz IV) anzuheben, sind durch die allgemeine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro erschwert worden.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 21.06.2015
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Experten warnen vor Mindestlohn-Erhöhung
Seit Anfang dieses Jahres gilt flächendeckend der Mindestlohn. Bis auf einige Ausnahmen sind kaum negative Auswirkungen spürbar. Wirtschaftsexperten mahnen nun aber im Hinblick auf zukünftige Mindestlohn-Erhöhungen zur Vorsicht.
"Ich wäre jetzt erst einmal extrem vorsichtig, den Mindestlohn anzuheben", sagte der Arbeitsmarktexperte Ronald Bachmann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). (...) "Eine Kombination aus einer sich irgendwann wieder abkühlenden Konjunktur und einem steigenden Mindestlohn könnte sehr gefährlich werden", sagte der Experte.
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Quelle: N-TV online vom 21.06.2015
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Rendite frisst gute Arbeit
Über 20.000 Postler streiken. In diesem Tarifkonflikt geht es nur vordergründig um mehr Lohn und weniger Arbeitszeit. Die Postbeschäftigten verweigern die Arbeit, um die Entwertung ihrer Arbeit zu verhindern. Sie wehren sich gegen die organisierte Tarif- und Mitbestimmungsflucht ihres Arbeitgebers.
Das gelbe Lohndumping hat allein den Zweck, die Taschen der Aktionäre zu füllen. Der Postvorstand hat seinen Anteilseignern bis 2020 ein jährliches Gewinnplus von acht Prozent zugesagt. Der Konzerngewinn soll auf fünf Milliarden Euro steigen.
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Quelle: der Freitag online vom 19.06.2015
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Mindestlohn: Katastrophe ist ausgeblieben
(...) sechs Monate nach Einführung des Mindestlohns von 8,50 EUR die Stunde sind die bundesweiten Folgen der flächendeckenden Lohnuntergrenze noch immer nur schwer abschätzbar. (...) Insgesamt scheinen aber Unternehmen den Mindestlohn im Großen und Ganzen gut verkraftet zu haben. Der von manchen befürchtete massive Stellenabbau ist bislang ausgeblieben.
"Wie erwartet ist die Anpassung an den Mindestlohn für einige Betriebe im Osten schwerer als im Westen", sagt Joachim Möller, der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Auch der stärkere Rückgang der Minijobs im ersten Quartal gehe wahrscheinlich zum Teil auf das Konto des Mindestlohns. (...) Etliche Mini-Jobs wurden anscheinend wegen des Mindestlohns in reguläre Arbeitsplätze umgewandelt.
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Quelle: Südwest Presse online vom 19.06.2015
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Normal muss nicht besser sein
Arbeitsverhältnisse in „normal“ oder „atypisch“ einzuteilen hilft nicht, um Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu lösen. (...) Weder das herkömmliche Normalarbeitsverhältnis noch davon abweichende Beschäftigungsformen sind per se gut oder schlecht.
Der Arbeitsmarkt ist heute bei der Verteilung der Beschäftigungsformen viel heterogener als dies früher der Fall war. Die große Dominanz des Normalarbeitsverhältnisses ist nicht mehr gegeben (...). Vieles, was als atypisch definiert wird, gehört heute längst zur Normalität des Arbeitsmarktes.
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Quelle: FR-online vom 18.06.2015
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Metro-Tochter Real verlässt den Tarifvertrag
Der Flächentarifvertrag im Einzelhandel bröckelt weiter. Nach Karstadt steigt auch die Metro-Tochter Real aus der Tarifbindung aus (...) und bietet der Gewerkschaft Verdi Verhandlungen über einen Haustarifvertrag an. Hintergrund der Entscheidung sei die wettbewerbsverzerrende Umsetzung des Flächentarifvertrags durch einzelne Handelsunternehmen, teilte Real mit.
Die Tarifbindung der Unternehmen im deutschen Einzelhandel liegt nach Schätzungen schon seit längerer Zeit unter 50 Prozent. Das bedeutet, dass nicht alle Beschäftigten automatisch von den Tarifabschlüssen in den jeweiligen Bundesländern profitieren.
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Quelle: FAZ.net vom 18.06.2015
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Prekärer Arbeitsmarkt: Behörde vermutet, Mindestlohn kostet Minijobs
Die Zahl der Minijobber in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal um 2,8 Prozent oder knapp 190.000 auf 6,6 Millionen gesunken. Das hänge wahrscheinlich mit der Einführung des flächendeckenden Mindestlohns zusammen, sagte ein Sprecher der staatlichen Minijob-Zentrale.
Der Rückgang der Minijob-Stellen gilt als eine der ersten Folgen der Lohnuntergrenze von 8,50 Euro. (...) Genaue Daten, die auf die Ursachen des Rückgangs hindeuten, hat die Behörde nicht.
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Quelle: Spiegel online vom 18.06.2015
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Einkommensungleichheit nahm 2011/2012 wieder zu
Seit Beginn der 1990er Jahre driften auch in Deutschland die Erwerbs- und Kapitaleinkommen immer weiter auseinander. Insbesondere das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wird als eine Dekade der Einkommenspolarisierung und der zunehmenden sozialen Ungleichheit in die Geschichtsbücher nicht nur der Wirtschaftshistoriker eingehen.
Nachdem der jüngst veröffentlichte Sozialbericht der OECD erneut bestätigt hat, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland stark gestiegen ist, sah sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) veranlasst, seine bisherigen Untersuchungen zur personellen Einkommensungleichheit bis zum Jahr 2012 zu aktualisieren. Fazit: Im Vergleich zu 2011 hat sich nichts zum Positiven verändert.
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Quelle: miese-jobs.de vom 17.06.2015
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Geringe Gehälter, atypische Jobs: Berufseinsteiger oft von Armut bedroht
Vor allem zu Beginn des Berufslebens sind die Einkünfte meist nicht besonders rosig - doch für viele junge Menschen beginnt die Karriere einer Studie zufolge am Existenzminimum. Früher schützte das Einkommen vor Armut. Das hat sich offensichtlich geändert.
Das Armutsrisiko für Berufseinsteiger in Deutschland hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Von den 25- bis 35-Jährigen habe fast jeder Fünfte weniger als 949 Euro pro Monat zur Verfügung, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit. Für Alleinlebende in dieser Altersgruppe sei die Armutsrisikoquote von etwa 27 Prozent im Jahr 2000 auf etwa 39 Prozent im Jahr 2012 gestiegen.
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Quelle: N-TV.de vom 17.06.2015
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Bundesagentur für Arbeit: Jede dritte offene Stelle in der Leiharbeit
32 Prozent der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfielen im Mai 2015 auf die Leiharbeitsbranche. Die regionalen Unterschiede sind dabei erheblich. In manchen Gegenden ist jedes zweite Stellenangebot ein Leiharbeitsverhältnis.
Im Mai 2015 wurden der Bundesagentur für Arbeit rund 557.000 freie Stellen gemeldet. Etwa 179.000 von ihnen – 32 Prozent – entfielen dabei auf die Arbeitnehmerüberlassung. (...) Im Vergleich mit dem Vorjahr ist dieser Anteil gestiegen.
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Quelle: o-ton-arbeitsmarkt.de vom 17.06.2015
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Gutachten des Wirtschaftsministeriums: "Steuerfreiheit von Minijobs im Nebenerwerb abschaffen"
Der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums fordert in einem Gutachten, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, die Steuerfreiheit von Minijobs im Nebenerwerb und für den Zweitverdiener einer Ehe abzuschaffen.
Die steuerlichen Privilegien für diese Gruppe unter den Minijobbern stellten einen Fehlanreiz dar. (...) Es sei "angesichts der hohen steuerlichen Belastung, die an der Verdienstgrenze der Minijobs einsetzt" wenig überraschend, dass so wenige geringfügig beschäftigte Frauen auf eine sozialversicherungspflichtige Stelle wechselten.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 15.06.2015
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Ifo-Studie zu Arbeitsbedingungen im Handel: Ein Viertel weniger Lohn
Der Handel in Deutschland bezahlt nur noch jeden Zweiten nach Tarif - mit fatalen Folgen für die Beschäftigten. Sie bekommen nicht nur weniger Geld, sondern haben meist auch keinen Betriebsrat, der ihre Interessen vertritt. (...) Inzwischen bezahlt weniger als jeder dritte Betrieb nach Tarifvertrag, enthüllt eine Studie des Münchner Ifo-Instituts, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.
Es ist seit Mitte der Neunzigerjahre ein Phänomen in der gesamten deutschen Wirtschaft, dass Unternehmen aus den Flächentarifverträgen ausscheren, um die Lohnkosten zu senken und die Arbeitsbedingungen stärker nach ihren Wünschen zu gestalten. (...) Im Handel ist dieser Trend aber besonders stark, ermitteln die Ifo-Forscher.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 14.06.2015
Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.