Hinweise
miese-jobs.de Nachrichtenüberblick 7/2015
18. August 2015 | Markus Krüsemann
Miese Jobs gibt es jede Menge - sei es in Leiharbeit, Werkvertrags-Konstruktionen, Minijobs, befristeten Beschäftigungsverhältnissen, Teilzeitjobs und im Niedriglohnbereich. annotazioni.de veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Informationsportal miese-jobs.de in der Regel alle 14 Tage einen Überblick über Nachrichten und Statistiken zu unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Aufgrund der Sommerpause konzentriert sich der Überblick diesmal auf die wichtigsten Themen und Ereignisse der sechs vergangenen Wochen.
Die nächste reguläre Ausgabe dieses Nachrichtenüberblicks erscheint am Dienstag, dem 01.09.2015.
Weitere Informationen: www.miese-jobs.de
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BERICHTE ZU DEN SECHS WICHTIGSTEN THEMEN WÄHREND DER SOMMERPAUSE:
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1] POSTSTREIK BEEENDET
Streikaufarbeitung - Post: Kein Verstoß gegen Meldepflichten
Die Post AG bestätigt, während des vierwöchigen Arbeitskampfes von Verdi Erwerbslose für Streikbrucharbeiten angeheuert zu haben – auf freiwilliger Basis. Sie wehrt sich aber gegen den Vorwurf, gegen Meldepflichten bei der Agentur für Arbeit verstoßen zu haben.
Zugleich soll die Post der Bundesagentur für Arbeit den unbefristeten Ausstand nicht korrekt angezeigt haben. Vor allem in Baden-Württemberg sei es zu Versäumnissen gekommen. Ans Licht gebracht hat dies eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
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Quelle: Stuttgarter-Nachrichten.de vom 13.07.2015
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Poststreik – was beim Streik in einem Unternehmen, an dem der Staat mit 21 Prozent beteiligt ist so alles abgeht
Der rund vierwöchige Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft ver.di ist beendet.(...) Die zum Jahresbeginn ausgegründeten Paketgesellschaften mit schlechterer Bezahlung werden allerdings nicht aufgelöst oder in den Post-Haustarifvertrag aufgenommen.
Besonders interessant ist, was bei einem Streik in einem ehemaligen Staatsunternehmen an dem der Bund noch mit 21 Prozent beteiligt ist, so alles an unglaublichen Dingen abgeht, wobei die „Sozialpartnerschaft“ längst auf der Strecke geblieben ist.
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Quelle: gewerkschaftsforum-do.de vom 13.07.2015
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Verdi ist vor der Post eingeknickt – Streikziele klar verfehlt
30.000 von 140.000 PostmitarbeiterInnen haben in den vergangenen vier Wochen gestreikt (...), gebracht hat es ihnen am Ende wenig, denn der neue Tarifvertrag ist ein Sieg der Post über verdi.
Die Gewerkschaft hat nicht nur ihr Hauptziel, eine Spaltung der Belegschaft zu verhindern, verfehlt, sondern auch keine niedrigere Wochenarbeitszeit oder höhere Löhne erzielt. (...) Ob verdi nun die Mitglieder, die während des Streiks gewonnen worden sind, halten kann, darf bezweifelt werden.
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Quelle: DieFreiheitsliebe.de vom 12.07.2015
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Einigung im Tarifstreit der Post
Die Post hat erreicht, dass es in ihrem Paketgeschäft auch künftig Gesellschaften mit 20 bis 30 Prozent schlechterer Bezahlung als im Verdi-Haustarif gibt. Eine Rückabwicklung der bereits Anfang 2015 ausgegründeten Gesellschaften ist damit vom Tisch.
Andererseits hat die Gewerkschaft Verdi durchgesetzt, dass die derzeit 7600 Post-Paketzusteller nicht in diese Gesellschaften versetzt werden dürfen. Nur neu Eingestellte sollen für diese Lösung infrage kommen. Der Bestand ist also geschützt.
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Quelle: Saarbrücker Zeitung online vom 06.07.2015
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Die Post macht Gewinn mit Billig-Beschäftigten
Der Poststreik ist beendet. Noch immer warten zahllose Haushalte auf ihre Briefe und Pakete. Sie müssen sich noch gedulden. Die Post macht unterdessen weiter mit ihren Billigkräften Gewinn. Ein Blick in das Innenleben des Konzerns.
Während in dem einen Schenkel des U-förmigen Gebäudes der Betrieb ruhte, dockten am gegenüberliegenden Trakt weiter die Transporter an, um Fracht zu liefern oder abzuholen. Der Postkonzern hat diesen Teil des Frachtzentrums bereits vor Monaten verschiedenen Zeitarbeitsfirmen per Werksvertrag überlassen.
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Quelle: Berliner Zeitung online vom 06.07.2015
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2] (NACH-) WIRKUNGEN DES MINDESTLOHNS
Nach Einführung des Mindestlohns: Gehaltsniveau um 0,5 Prozent erhöht
Allein durch den gesetzlichen Mindestlohn steigen die Verdienste in Deutschland nach Einschätzung der Bundesbank um etwa einen halben Prozentpunkt. Vor allem für untere Lohngruppen in Ostdeutschland gab es deutlich höhere Stundenlöhne, hieß es im Monatsbericht der Bundesbank.
Zum Teil trugen zu dem Lohnanstieg auch Branchenmindestlöhne bei, die von den Tarifpartnern vereinbart wurden, um für eine Übergangszeit bis Ende 2017 weniger als den gesetzlichen Mindestlohn zahlen zu dürfen.
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Quelle: N-TV.de vom 17.08.2015
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Arbeitszeiten: Nahles stoppt die Flut der Stundenzettel
Von diesem Samstag an müssen Unternehmen weniger Stundenzettel führen, als es seit Januar vorgeschrieben war. Denn zum Monatswechsel hat Nahles eine neue Verordnung in Kraft gesetzt, die Aufzeichnungspflichten verringert.
Wo Firmen bisher Anfang und Ende der täglichen Arbeitszeit für alle Mitarbeiter mit Monatslöhnen bis 2958 Euro dokumentieren mussten, entfällt die Pflicht nun schon ab 2000 Euro - sofern der Mitarbeiter schon ein Jahr lang so viel Lohn erhält. Mithelfende Familienangehörige sind nun sogar ganz davon befreit.
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Quelle: FAZ.net vom 01.08.2015
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Pizza-Lieferanten gehen gegen Mindestlohn-Verstöße der Konkurrenz vor
Normalerweise kontrolliert der Zoll den Mindestlohn. Unternehmen wie Joey’s Pizza, Call a Pizza oder Smiley’s ziehen nun jedoch als Verein gegen Konkurrenten vor Gericht, die weniger als 8,50 Euro Stundenlohn zahlen.
In der Gastronomie hat sich im September 2014 der Verein zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs gegründet (...). „In der Gastronomie gibt es viele schwarze Schafe, die Schwarzarbeiter beschäftigen und keine Mindestlöhne zahlen“, sagt Hauptgeschäftsführerin Nicole Thomas. (...) Seit Anfang des Jahres geht ihr Verband gegen solche Verstöße vor.
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Quelle: Der Tagesspiegel online vom 28.07.2015
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Im ersten Halbjahr hat der Zoll in 146 Verdachtsfällen Ermittlungen aufgenommen
Für die Kontrolle des Mindestlohns ist in Deutschland der Zoll zuständig. Im ersten Halbjahr 2015 hat die Finanzkontrolle Schwarzarbeit in 146 Fällen Ermittlungen wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen den gesetzlichen Mindestlohn eingeleitet. Das geht aus Daten des Bundesfinanzministeriums hervor.
Insgesamt wurden im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. Juni 24 970 Prüfungen bei Arbeitgebern nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz durchgeführt (...). Die meisten Arbeitgeberprüfungen fanden in Bayern (5381), Nordrhein-Westfalen (4568), Baden-Württemberg (2706) und Niedersachsen (2195) statt.
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Quelle: Der Tagesspiegel online vom 26.07.2015
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Mindestlohn: Ein harter Job für den Zoll
Wutausbrüche, Beschimpfungen, falsche Anschuldigungen: Der Zoll muss seit Anfang des Jahres die Umsetzung des Mindestlohngesetzes kontrollieren und sieht sich dabei mit unangenehmen Herausforderungen konfrontiert.
Brandl sprach von einer bisweilen aufgeheizten Stimmung, die den Zollbeamten entgegenschlage (...). Der Zoll bemühe sich im ersten Jahr sehr stark um Aufklärung und Information und stelle die Ahndung von Verstößen hinten an, betonte Brandl.
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Quelle: Mittelbayerische online vom 22.07.2015
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Auch Häftlinge wollen den Mindestlohn
In deutschen Gefängnissen arbeiten Häftlinge für ein paar Euro am Tag. Jetzt fordern sie den Mindestlohn und haben sich zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen.
"Wenn Arbeit der Resozialisierung dienen soll, müssen die Gefangenen spüren, dass sie sich lohnt“, sagt der Sprecher der Gewerkschaft, Oliver Rast. Der niedrige Lohn sei ein Skandal, sagt er.
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Quelle: Stern online vom 14.07.2015
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CSU dringt auf weitere Änderungen beim Mindestlohn
Die CSU dringt beim Mindestlohn über die geplante Lockerung der Dokumentationspflichten hinaus auf weitere Änderungen. "Das Thema ist noch nicht erledigt", sagte die Vorsitzende der CSU-Bundestagsgruppe, Gerda Hasselfeldt.
"Wir sehen allerdings noch weiteren Korrekturbedarf zum Beispiel beim Ehrenamt, der Nachunternehmerhaftung und auch bei den Zeitungszustellern." Es lohne sich, unnachgiebig und standhaft zu sein.
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Quelle: FAZ.net vom 12.07.2015
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Warum die Mindestlohneinführung weitgehend problemlos verlief
Was haben Unternehmen und ihre Lobbyisten in Verbänden und in der Wissenschaft nicht alles versucht, um den Mindestlohn schon im Vorfeld und noch nach seiner Einführung zu Jahresbeginn zu diskreditieren. Ein halbes Jahr nach Inkrafttreten sind die Horrorszenarien in sich zusammengefallen, die beschworene Katastrophe ist ausgeblieben. Manchen mag das überraschen.
Auch für die Mindestlohnforschung stellt sich neben der noch laufenden Ursachenforschung nach den Beschäftigungseffekten die Frage, warum die Mindestlohneinführung so weitgehend problemlos von statten gehen konnte. Darauf gibt es jenseits des Hinweises auf eine gute konjunkturelle Lage bereits erste Antworten. Sie zeigen, warum die martialische Jobkiller-Rethorik nicht verfängt.
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Quelle: miese-jobs.de vom 09.07.2015
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3] MÜTTER IN DER TEILZEITFALLE
Arbeitnehmerinnen: Verschlechterung bei Familienfreundlichkeit
Arbeitnehmerinnen klagen über eine Verschlechterung der Familienfreundlichkeit in ihrem Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung „A.T. Kearney“ zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Fazit der Studie: Anders als die Frauen nehmen Männer beispielsweise die Elternzeit nicht als Karriereknick wahr, sondern als „verlängerten Urlaub“. Frauen hingegen drohe nach längeren Kinderauszeiten die Teilzeit-Falle. Die Aussicht darauf schrecke viele vom Kinderkriegen ab.
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Quelle: Newsburger.de vom 16.08.2015
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Altersarmut: Ministerin warnt vor der „Teilzeitfalle“
Sozialministerin Emilia Müller sprach bei der Bezirksversammlung der Frauen-Union (...). „Ein Trauschein ist kein Garantieschein gegen Altersarmut“, mahnte Müller die über 80 Zuhörer (...). Das Risiko von Frauen, in Altersarmut zu geraten, sei um 25 Prozent höher als bei Männern.
Frauen würden sehr schnell in die „Teilzeitfalle“ tappen, besonders nach einer Familienpause, so Müller. Sie habe selbst mit der Geburt ihrer Kinder insgesamt 13 Jahre pausiert und der Wiedereinstieg ins Berufsleben war „hart“. Die CSU-Ministerin fordert Vollzeit-Stellen bevorzugt mit Frauen zu besetzen, die von Teilzeit auf Vollzeit umsteigen wollen.
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Quelle: Augsburger Allgemeine online vom 17.07.2015
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Nur elf Prozent der Mütter im Westen arbeiten wieder Vollzeit
Frauen, die nach der Geburt ihres ersten Kindes beruflich zurückstecken, finden aus dieser familiären Aufgabenteilung später kaum noch heraus. Glücklich sind sie damit allerdings oft nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine an diesem Dienstag veröffentlichte Paar-Studie des Allensbach-Institutes.
Bei mehr als der Hälfte der Paare mit kleinen Kindern war nach der Elternzeit nur noch ein Partner - meistens der Mann - voll berufstätig, während der andere - in der Regel die Frau - in Teilzeit beschäftigt war.
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Quelle: FAZ.net vom 07.07.2015
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Familie und Arbeit: Einmal Teilzeit, immer Teilzeit
Viele Familien in Deutschland würden Job und Familienarbeit der Eltern gerne gerechter zwischen den Geschlechtern aufteilen, scheitern aber mit diesem Wunsch an der Realität. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Renate Köcher vom Allensbach Institut für Demoskopie am Dienstag in Berlin vorstellten.
Die Entscheidungen der Paare im Zusammenhang mit der Geburt des ersten Kindes würden vor allem das weitere Leben der Frauen langfristig verändern, sagte Institutsleiterin Köcher: "Die meisten stecken nicht nur kurzfristig, sondern für viele Jahre, oft für immer, beruflich zurück." Dies habe dann "gravierende Auswirkungen "auf die beruflichen Chancen und die Rentenansprüche der Mütter.
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Quelle: Tagesspiegel online vom 07.07.2015
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4] LOHNDUMPING DURCH WERKVERTRÄGE
Warum wir ein Gesetz brauchen
Betriebsräte, die den Missbrauch von Werkverträgen unterbinden wollen, sind auf sich allein gestellt. Im Koalitionsvertrag wurde versprochen, per Gesetz Abhilfe zu schaffen. Wann wird das Versprechen eingelöst?
Inzwischen äußert man sich im Ministerium zurückhaltender, was den Zeitplan angeht. Das Ministerium werde in diesem Jahr „eine Vorlage öffentlich machen“, sagt ein Sprecher. (...) Hintergrund der Verzögerung dürften Differenzen innerhalb der Regierungsfraktionen sein.
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Quelle: Magazin Mitbestimmung, Nr. 07+08/2015
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Ausbeutung in der Fleischindustrie: Moderne Sklaverei
In der Fleischindustrie werden Werkverträge für Arbeiter zur Falle. (...) Über Werkverträge dürfen Firmen Leistungen, die sie nicht selbst erbringen können, an andere vergeben (...). Das ist lukrativ, weil Subunternehmer meist nicht an den Tarifvertrag gebunden sind und weniger Lohn zahlen.
Großschlachter wie Danish Crown sollen bis zu 80 Prozent Werkvertragsarbeiter beschäftigen. In einigen Betrieben sind bis zu 20 Subunternehmen tätig, oft aus Osteuropa. So lässt sich kaum kontrollieren, wie viel sie abkassieren und wie sie die Arbeiter schuften lassen.
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Quelle: Stern.de vom 25.07.2015
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Daimler Benz: Outsourcing sorgt für Ärger im Mannheimer Werk
Im Mannheimer Mercedes-Benz-Werk sollen beginnend mit dem 1. August Logistiktätigkeiten, die bisher von Daimler-Mitarbeitern und von Daimler-Leiharbeitern durchgeführt wurden, an eine Fremdfirma vergeben werden. Rund 300 Beschäftigte (...) sollen davon betroffen sein. 180 von ihnen sollen im Werk neue Arbeitsplätze erhalten.
Die restlichen 120, überwiegend Leiharbeiter, sollen zu spürbar schlechteren Bedingungen bei Transco angestellt werden. Transco bezahlt nach dem Tarifvertrag der Logistikbranche, der niedrigere Sozialstandards und Bezahlungen vorsieht. "Wir achten aber darauf, dass die Firmen, an die wir Werkverträge vergeben, von uns definierte Standards einhalten (...)", so eine Sprecherin von Daimler.
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Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung online vom 23.07.2015
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Ein Kollege der Daimler AG über den Kampf gegen Leiharbeit und Werkverträge
Bei Daimler in Bremen gibt es eine heftige Auseinandersetzung, in der sich Teile der Belegschaft gegen Outsourcing und Prekarisierung der Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen. Über die aktuelle Situation nach den spontanen Streiks und den darauf folgenden Abmahnungen.
Seit Ende des letzten Jahres ist der Bremer Standort des Daimler-Konzerns (...) Schauplatz eines außergewöhnlichen Arbeitskampfes. Ein Teil der Belegschaft hat mit sog. wilden Streiks gegen die Umwandlung von geschützten Beschäftigungsverhältnissen in Werkverträge protestiert. Kannst du als Daimler-Kollege nochmal verständlich machen, wie es zu den Streikaktionen gekommen ist?
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Quelle: Sozialistische Zeitung online, Nr. 07/2015
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Mitarbeiter der Diakonie gegen Werkverträge
Die Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im Diakonischen Werk Württemberg (AGMAV) hat dem evangelischen Landesbischof Frank Otfried July über 3000 Unterschriften gegen Werkverträge übergeben.
In seiner Rede forderte der AGMAV-Vorsitzende Uli Maier den Landesbischof auf, Stellung zu nehmen zu der zunehmenden Praxis diakonischer Einrichtungen, Teile auszugliedern und unter diakonischer Flagge weltliche und vor allem abgesenkte Tarife zu zahlen.
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Quelle: Schwäbisches Tagblatt online vom 14.07.2015
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Sorge bei Mitarbeitern von Meyer-Tochter
Rund 300 Beschäftigte von „EDL Ems Dienstleistung“ aus Papenburg trafen sich am Sonnabend in Leer. Das Unternehmen, eine Tochter der Meyer-Werft, will umfassend auf Werkverträge umstellen. Die Gewerkschaft fürchtet die Zerschlagung der Firma.
Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verpflichtet Firmen eigentlich bereits seit 2012 zur Übernahme der ausgeliehenen Mitarbeiter nach einer Frist von etwa zwei Jahren. Für EDL gilt nur noch für wenige Wochen eine Betriebsvereinbarung mit der IG Metall, die Ausnahmen von der Regel ermöglicht.
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Quelle: Ostfriesen-Zeitung online vom 13.07.2015
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5] BEFRISTUNGSUNWESEN BEIM AKADEMISCHEN PREKARIAT
Weniger Zeitverträge an Hochschulen im Land: GEW fordert Perspektiven
In die Beschäftigungsverhältnisse an den baden-württembergischen Hochschulen kommt Bewegung. Wie die StZ berichtete, stehen die Universitäten und Fachhochschulen im Land kurz vor dem Abschluss von Selbstverpflichtungen zur Befristung von Arbeitsverträgen.
Der neue Hochschulfinanzierungsvertrag (HoFV) garantiert den Hochschulen mehr feste Haushaltsmittel in der Grundfinanzierung. Im Gegenzug erwartet Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), „dass die finanziellen Spielräume dazu genutzt werden, an den Hochschulen verlässliche Beschäftigungsbedingungen zu schaffen.“
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Quelle: Stuttgarter-Zeitung.de vom 13.08.2015
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Kettenverträge an Unis: "Mein Chef versprach mir eine feste Stelle - sie kam nie"
Seit 2002 Jahren arbeitet Alfons Hester an der Uni Gießen, einen festen Vertrag hat der Mathematiker aber nie bekommen. Sein Fall sorgte bundesweit für Aufsehen, es entlarvte einmal mehr das prekäre Sonderarbeitsrecht an Hochschulen.
In der Privatwirtschaft ist es extrem schwierig, Mitarbeiter derart lange mit Zeitverträgen zu beschäftigen, zuletzt ging die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse sogar zurück. In der Wissenschaft aber sind Kettenbefristungen die Regel.
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Quelle: Spiegel online vom 12.08.2015
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Nach 16 Befristungen: Mathematiker bekommt nun doch keine Festanstellung
Das Gießener Arbeitsgericht sprach einem Mathematiker nach 16 Kettenverträgen eine Festanstellung zu. Nun hob das Landesarbeitsgericht die Entscheidung wieder auf. (...) Der Mathematiker der Uni Gießen war zuletzt im Rahmen des LOEWE-Projektes beschäftigt gewesen, einem Forschungsförderprogramm des Landes Hessen.
Vor Gericht ging es um die Frage, ob dies als Drittmittelprojekt anzusehen ist oder nicht. Nein, befand im vergangenen Jahr die erste Instanz: "Das sind keine Drittmittel, weil sie nicht von außerhalb kommen (...). Dieser Einschätzung folgte das Landesarbeitsgericht nun offenbar nicht.
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Quelle: Spiegel online vom 05.08.2015
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Junge Wissenschaftler: Kurzzeitverträge statt Karriere
Wissenschaft und Forschung gelten als die Zukunftsfaktoren im Land. Doch die jungen Menschen, die in dieses Berufsfeld streben, müssen sich zuvor auf harte Jahre und vor allem prekäre Einkommensverhältnisse einstellen. Denn ihre Karriere ist eine Abfolge von Zeitverträgen.
Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren verschärft (...). All dies hat dazu geführt, dass der wissenschaftliche Nachwuchs sich keine Hoffnung machen kann, sich auf einer längerfristig gesicherten Stelle zu qualifizieren. Dass die Karriere finanziell nicht mehr planbar ist, trägt zu großer Verunsicherung bei.
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Quelle: Badische Zeitung online vom 02.08.2015
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Sackgasse Wissenschaft: Traumjob als Albtraum
Eine Karriere an der Uni? Für viele Studierende, die Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten haben, war das eine verlockende Idee. Doch mittlerweile hat diese Vorstellung viel von ihrem Glanz verloren. Ungesicherte Arbeitsverhältnisse, das Hangeln von Zeitvertrag zu Zeitvertrag, von Projekt zu Projekt machen eine Lebensplanung unmöglich.
Über 80 Prozent der Beschäftigten im akademischen Mittelbau sind befristet angestellt, und mehr als die Hälfte aller Verträge hat eine Laufzeit von unter einem Jahr. (...) Zudem ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz aus dem Jahr 2007 ein Problem.
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Quelle: Reutlinger General-Anzeiger online vom 31.07.2015
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Sachsen will Uni-Zeitverträge eindämmen
Neun von zehn Wissenschaftlern müssen sich im Freistaat von Job zu Job hangeln. (...) Solche Auswüchse will Bundeswissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) jetzt eindämmen. Vergangene Woche hat sie einen Entwurf für eine Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes vorgestellt. (...) Explizite Mindestvertragslaufzeiten werden im Entwurf aber nicht genannt.
Die Fraktionen im Sächsischen Landtag sind da konkreter. Sie haben jetzt einstimmig die Staatsregierung aufgefordert, (...) verbindlich festzulegen, dass die Verträge für wissenschaftliche Mitarbeiter mindestens ein Jahr laufen sollen, für akademische Hilfskräfte mindestens sechs Monate und für studentische Hilfskräfte mindestens drei Monate.
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Quelle: Freie Presse online vom 18.07.2015
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Schongang für Ausbeuter
Kaum Abhilfe für akademisches Prekariat. Gewerkschaften bemängeln Regierungspläne zur Eindämmung des Befristungsunwesens in der Wissenschaft.
Hire and Fire ist im Wissenschaftsbereich so etwas wie der Normalfall. Der Lohnspiegel, eine Erhebung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, beziffert den Anteil der an Hochschulen und Forschungsinstituten tätigen Jungakademiker in befristeter Beschäftigung mit 81 Prozent. Über die Hälfte der Doktoranden verdingt sich auf Stellen mit einer Vertragslaufzeit von unter einem Jahr.
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Quelle: junge Welt online vom 17.07.2015
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An Zeitverträge gewöhnt man sich nicht
(...) Die Soziologinnen Katrin Auspurg und Stefanie Gundert beginnen ihre Studie zu prekären Beschäftigungsverhältnissen mit der Annahme, dass befristete Arbeitsverträge für einen Arbeitnehmer grundsätzlich von Nachteil sind.
Die Ergebnisse zeigen (...), dass wirklich keiner gerne einen befristeten Job annimmt, völlig unabhängig von Status, Bildung und Alter. (...) Wer befristete Jobs annimmt, tue es schlicht aus Zwang. Seine Verhandlungsmacht sei schwach, und, so das Fazit der Autorinnen, jede weitere Befristung schwäche sie weiter.
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Quelle: FAZ.net vom 15.07.2015
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Zeitverträge: Gewerkschaft rügt "Schlupflöcher"
Eher mit Zurückhaltung hat die Bildungsgewerkschaft GEW auf den Gesetzentwurf reagiert, mit dem Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) klarere Perspektiven für junge Forscher schaffen will. Konkret geht es um eine Novellierung des sogenannten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes.
In weiten Teilen sei der Entwurf "ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung"; in vielen Punkten "bleibt die Novelle aber vage und lässt zu viele Schlupflöcher für die Fortsetzung des Befristungsunwesens", rügte GEW-Vize-Chef Andreas Keller. Als Beispiel nannte er die Mindestlaufzeiten von Arbeitsverträgen.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 12.07.2015
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Hochschul-Prekariat soll bessere Verträge bekommen
Mehr als die Hälfte aller Nachwuchsforscher in Deutschland hat Verträge, die eine Laufzeit von unter einem Jahr haben. Das soll sich jetzt ändern. (...) Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) (...) hat jetzt dazu eine Revision des Gesetzes vorgelegt, das die Arbeitsverhältnisse von Akademikern regelt: das Wissenschaftszeitvertragsgesetz.
Laut einer Untersuchung des Bildungsministeriums hat mehr als die Hälfte aller Nachwuchsforscher in Deutschland Verträge, die eine Laufzeit von unter einem Jahr haben. Viele hangeln sich von einem solchen Vertrag zum nächsten. Eine Gesetzesnovelle war also dringend nötig.
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Quelle: Welt online vom 07.07.2015
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6] CROWDWORKING
Crowdworking: Micro-Jobs im Netz
Nach Crowdfunding kommt Crowdworking. Immer mehr Dienstleister bieten die Möglichkeit, Projekte von einem Heer externer Mitarbeiter erledigen zu lassen. ITespresso erklärt, wie Crowdworking funktioniert, warum Gewerkschaften skeptisch sind – und was das Thema mit der Suche nach Aliens zu tun hat.
Der Begriff der “Crowd” steht seit Jahren für einen mächtigen Trend im Web. Daraus abgeleitete Schlagworte wie Crowdsourcing, Crowdfunding und Crowdinvesting beherrschen die Diskussion. Hinter allen steckt dieselbe Grundidee: Projekte (...) werden nicht mit einem Stamm fester Mitarbeiter realisiert, sondern auf möglichst viele externe Mitarbeiter verteilt.
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Quelle: IT espresso.de vom 15.08.2015
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Debatte Arbeiten im Internet: Clickworkern geht es nicht gut
Weltweit entstehen neue Formen der Beschäftigung. (...) Dies gilt insbesondere für neue Formen der Selbstständigkeit, vor allem über Plattformen im Internet. Deren Zahl ist sprunghaft angestiegen.
Eine der Varianten ist Crowdsourcing. (...) Die Erkenntnisse über Crowdwork sind lückenhaft. Bekannt sind allerdings die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Plattformen. Pauschal gesagt sind sie eine krasse marktunübliche Benachteiligung der Crowdworker.
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Quelle: taz.de vom 02.08.2015
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Crowdworking: Digitale Tagelöhnerei oder Zukunft der Arbeit?
Outsourcing kennt man. Die Weiterentwicklung dieses Prinzips heißt Crowdsourcing. Arbeit wird dabei nicht mehr in Billiglohnländer outgesourced, sondern an Menschen, die sich im Internet tummeln – an die Crowd.
Die erste Seite, auf der Crowdworking in seiner heutigen Form angeboten wird, hat Amazon 2005 programmiert: Mechanical Turk - www.mturk.com. Hier sind 600.000 Menschen aus 190 Ländern angemeldet. (...) Bei Mechanical Turk hat man nicht Kollegen, sondern Konkurrenten.
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Quelle: Bayern 2 online vom 22.07.2015
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Mikro-Jobs im Internet
Sie schreiben kurze Werbetexte, recherchieren Adressen im Internet oder beschreiben Bilder und Videos. Kurzum: Sie erledigen kleine Aufgaben, die Computer immer noch nicht zufriedenstellend verrichten. Millionen von Menschen verdienen auf diese Weise Geld im Internet. Sie werden Crowdworker oder Klickarbeiter genannt.
Bei dem Portal jomondo.de sind nach Angaben der Seite 550 000 Jobber tätig. Bei der Plattform clickworker.com sind es sogar 700 000. Nutzer können sich auf solchen Webseiten als Klickarbeiter registrieren. Die Portale bieten Aufträge von Firmen an, die Crowdworker können entscheiden, ob sie die Aufgaben für die angebotene Bezahlung bearbeiten.
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Quelle: Saarbrücker Zeitung online vom 18.07.2015
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Nahles: Frauen können die Gewinnerinnen des digitalen Wandels werden
Mit der Initiative "Arbeiten 4.0" versucht Nahles seit einigen Monaten, eine Debatte über die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt anzustoßen. Dabei soll es nicht nur um den technologischen Wandel in der Industrie gehen (...). Debattiert werden soll auch über neue Arbeitsformen wie das "Crowdworking", bei dem Selbstständige Aufträge über Online-Plattformen annehmen.
Für Frauen halte die digitale Arbeitswelt viel mehr Möglichkeiten bereit, beruflich erfolgreich zu sein, zeigte sich Nahles überzeugt. Während man in der "klassischen Arbeitswelt" präsent sein müsse, um Karriere zu machen, zählten in der "neuen Arbeitswelt" vor allem die Resultate.
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Quelle: Tagesspiegel online vom 16.07.2015
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Code of Conduct – Bezahltes Crowdsourcing und Crowdworking
Die bekannten deutschen Crowdsourcing-Anbieter clickworker, Streetspotr und Testbirds haben gemeinsam mit Unterstützung des Deutschen Crowdsourcing Verbands einen Code of Conduct erarbeitet, welcher die Zusammenarbeit zwischen Dienstleistern, Kunden und Crowdworkern künftig regeln soll.
Ziel ist es, ergänzend zur Gesetzgebung allgemein gültige Leitlinien zu etablieren, um Crowdworking als neue Arbeitsform zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten zu machen. Der Code of Conduct steht allen interessierten Unternehmen zur Unterzeichnung offen und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.
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Quelle: crowdbiz.de vom 09.07.2015
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WEITERE MEDLUNGEN:
Ein Job reicht nicht: Mehr Nebenjobber in Sachsen-Anhalt
Das Leben kostet viel Geld. Und wer mit einem Job nicht über die Runden kommt, schuftet nebenher. Das Bedenkliche daran: Die Zahl der Nebenjobber ist in den vergangenen zehn Jahren in Sachsen-Anhalt stark gewachsen.
Wie die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit mitteilte, stieg deren Zahl innerhalb von zehn Jahren um 58 Prozent. So verdienten Ende 2014 rund 24.600 Sachsen-Anhalter etwas dazu. Im Dezember 2004 waren es rund 15.600.
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Quelle: MDR.de vom 17.08.2015
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Ingenieure als Leiharbeiter
Tausende Ingenieure arbeiten als Leiharbeiter. Hinzu kommen zehntausende Freiberufliche, die sich in Projekte vermitteln lassen. IG-Metall-Vorstand Christiane Benner sieht einen massiven Wettbewerbsdruck.
"Wie wirkt sich Leiharbeit im Ingenieurbereich aus?" BENNER: "Wir wissen, dass die Unternehmen in den Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen jeweils ungefähr zur Hälfte eigenes und fremdes Personal zum Einsatz bringen. (...) Leiharbeit und Werkverträge führen zu einem Abfluss der Kernkompetenzen in den Unternehmen".
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Quelle: Südwest Presse online vom 15.08.2015
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Freiberufler oder Scheinselbstständige: Solisten gegen die Sozialgesetze
Alexander Kriegisch ist selbstständiger IT-Berater, und das mit Leidenschaft. (...) Kriegisch hat wie über 10.000 andere Selbstständige eine Petition des „Verbandes der Gründer und Selbstständigen“ (VGSD) unterzeichnet. Der Verband fordert einen „Schluss der Hexenjagd“ der Deutschen Rentenversicherung gegen vermeintlich „Scheinselbstständige“.
Ein Kriterium für „Scheinselbstständigkeit“ besteht darin, dass der Solo-Selbstständige eine Tätigkeit „nach Weisung“ ausführt und in die „Arbeitsorganisation des Weisungsgebers“ integriert ist (...). Viele selbstständige Softwareentwickler, Coaches und Datenkaufleute, die für ein bestimmtes Projekt und einen bestimmten Zeitraum von einer Firma eingekauft werden, erfüllen diese Kriterien.
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Quelle: taz.de vom 12.08.2015
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In Nagelstudios herrschen keine guten Arbeitsbedingungen
In den Nagelstudios der Republik arbeiten viele Mitarbeiterinnen auf Honorarbasis. Sie verdienen oft weniger als den Mindestlohn. Eine selbstständige Nageldesignerin (...) erzählt, dass sie rund 20 Stunden pro Woche arbeitet und am Ende des Monats zwischen 400 Euro und 500 Euro mit nach Hause bringt.
Selbstständigkeit sei ein Problem in der Branche, sagt ein Nagelstudiobetreiber in Frankfurt, der ebenfalls seinen Namen nicht nennen will. In vielen Studios seien selbstständige Mitarbeiter tätig, die auf Honorarbasis arbeiteten. Dies sei nicht nur aus arbeitsrechtlichen Gründen sehr fraglich.
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Quelle: Badische Zeitung online vom 10.08.2015
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Grüne kritisieren Regierungspläne zur Reform der Zeitarbeit
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, hat die Pläne der Bundesregierung zur Regulierung der Zeitarbeit als weitgehend wirkungslos kritisiert. Der Plan "(...) nützt nicht, weil nur jeder sechste Job in der Leiharbeit länger als ein Jahr hält."
Unzufrieden zeigte sich Pothmer auch mit dem Vorhaben, Zeitarbeitern spätestens nach neun Monaten den gleichen Lohn wie Stammbeschäftigten zu garantieren. (...) Wer wirklich den Missbrauch von Leiharbeit verhindern wolle, müsse die gleiche Bezahlung von Leiharbeitnehmern und Stammbelegschaft von Anfang an gewährleisten.
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Quelle: Finanznachrichten.de vom 08.08.2015
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Kapitalismus auf Koks - wie die On-Demand-Economy die soziale Marktwirtschaft zerstört
Zunächst einmal klingen die Geschäftsmodelle verlockend: Die ausgeklügelten Apps von Shopwings, Uber und Co. bringen gegen Provision Kunden und freie Dienstleister auf besonders effiziente und bequeme Weise zusammen. (...) Die neuen Fuß- und Kopfarbeiter können jederzeit frei entscheiden, wann, wie und für wen sie arbeiten wollen.
Libertäre Valley-Ideologen sind begeistert. Die Betroffenen oft weniger. Denn die Entwicklung hat längst auch qualifiziertere Berufe wie Anwälte (Upcounsel), Programmierer (Topcoder), Consultants (Eden McCallum) oder Vertriebler (Universal Avenue) erfasst.
Quelle: Manager Magazin online vom 06.08.2015
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Boom lässt Zahl befristeter Jobs schrumpfen
Wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt werden in Deutschland immer weniger Menschen befristet beschäftigt. 2014 traf dies nur noch auf jeden zwölften Arbeitnehmer ab 25 Jahren zu. Der Anteil der befristet Beschäftigten ist damit seit 2011 von 8,9 Prozent auf 8,1 Prozent zurückgegangen.
Die allermeisten unterschreiben solche Arbeitsverträge jedoch gezwungenermaßen, um überhaupt eine Stelle zu bekommen. (...) In Deutschland müssen sich knapp drei Millionen Arbeitnehmer mit einem zeitlich befristeten Job begnügen.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 05.08.2015
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Auch 2013 fast ein Viertel der Beschäftigten von Niedriglöhnen betroffen
Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat heute seine alljährliche Analyse des Niedriglohnsektors vorgelegt. Im Ergebnis zeigt sich eine Stagnation auf hohem Niveau: Ähnlich wie 2012 hat im Jahr 2013 fast ein Viertel aller abhängig Beschäftigten zu Niedriglöhnen gearbeitet.
Am stärksten von Niedriglöhnen betroffen sind laut Report junge Beschäftigte und gering Qualifizierte. Auch AusländerInnen und Frauen sind überdurchschnittlich häufig Geringverdienende.
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Quelle: miese-jobs.de vom 03.08.2015
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In den Schulferien wartet die Arbeitslosigkeit
Während die Kollegen ihren Urlaub genießen, füllen viele Hamburger Lehrer derzeit Formulare der Agentur für Arbeit aus. Denn es ist an den Schulen gängige Praxis, befristet beschäftigten Lehrern Verträge zu geben, welche automatisch zum Beginn der Sommerferien auslaufen. Ob es im nächsten Schuljahr weitergeht, wissen viele nicht.
(...) Demnach ist die Zahl der Lehrer, die aus befristeten Verträgen in feste Stellen übernommen werden, zuletzt deutlich gesunken: Wurden vor zwei Jahren noch 32 Prozent aller befristeten Lehrer in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis überführt, sind es aktuell nur 16 Prozent.
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Quelle: Welt online vom 03.08.2015
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Stellungnahme der EU-Kommission: Dauerhafte Leiharbeit ist zulässig!
Nachdem sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Frühjahr zur Zulässigkeit der dauerhaften Leiharbeit bedeckt gehalten hat, hat die EU-Kommission hierzu unlängst in einem Vertragsverletzungsverfahren (CHAP(2015)00716) Stellung bezogen – mit erstaunlich klaren Worten.
Nach ihrer Einschätzung sieht die Richtlinie keine Beschränkung der Dauer der Überlassung von Leiharbeitnehmern an die entleihenden Unternehmen vor. Die Mitgliedstaaten seien daher nicht verpflichtet, eine Höchstdauer für die Überlassung von Leiharbeitnehmern festzulegen. Eine dauerhafte Überlassung sei nicht richtlinienwidrig.
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Quelle: Legal Tribune online vom 27.07.2015
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Nahles will Leiharbeit auch über 18 Monate hinaus zulassen
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will den Arbeitgebern bei der Regulierung von Leiharbeit und Werkverträgen entgegenkommen. Sie halte es für denkbar, Leiharbeit auch über die im Koalitionsvertrag vorgesehene Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten zuzulassen, wenn die Unternehmen tarifgebunden seien
Nahles plant für den Herbst eine gesetzliche Regulierung der Zeitarbeit. Bisher hatte sie sich für eine maximale "Ausleihe" von 18 Monaten ausgesprochen. (...) Bei den Arbeitgebern war dies auf scharfe Kritik gestoßen.
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Quelle: Süddeutsche.de vom 25.07.2015
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Job-Absage per SMS - Eine Regalaufstockerin berichtet
Es ist ein Job auf Abruf. Und Melanie Schubert weiß nicht, wie viele Stunden sie überhaupt arbeiten kann. Die 40-Jährige füllt in Drogeriemärkten Regale auf. Leben könnte sie davon nicht, selbst wenn sie die vollen 16 Stunden im Monat leisten könnte. Sie ist eine sogenannte Aufstockerin. Das heißt, ohne Unterstützung des Jobcenters würde sie nicht über die Runden kommen.
Für Unternehmen ist das „Modell Zuruf“ bequem. Das weiß auch die Chefin des Jobcenters, Angelika Brauer. (...). Sie räumt ein, dass für manchen der Minijobber der Aufwand kaum im Verhältnis zum Ertrag stehe. Aber statthaft seien solche Arbeitsverhältnisse aus rechtlicher Sicht.
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Quelle: Landeszeitung.de vom 22.07.2015
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Löhne in Deutschland: "Diese Entwicklung ist bedenklich"
Laut einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung werden die Lohneinkommen der Beschäftigten in Deutschland bis 2020 weiter steigen - allerdings sehr ungleich verteilt. Benachteiligt sind Geringverdiener, Sozial- und Dienstleistungsberufe und Haushalte mit Kindern.
So wird sich das jährlich verfügbare Einkommen der Beschäftigten, deren Verdienst im oberen Fünftel liegt, im Durchschnitt um real 5.300 Euro erhöhen. Die unteren 20 Prozent können nur mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 750 Euro rechnen. Im Jahr 2012 lag das durchschnittliche Einkommen nach Steuern und Transfers (...) im unteren Fünftel bei 7.200 Euro.
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Quelle: funkschau.de vom 21.07.2015
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Verkäuferin im teuren München: "Wovon soll ich sparen?"
Mit einem monatlichen Bruttolohn von gut 2000 Euro können Verkäufer wohl nirgendwo in Deutschland große Sprünge machen. In keiner anderen Stadt ist die Lage für Geringverdiener aber so schwierig wie in München.
2367 Euro brutto verdient Bakaleri für ihre Arbeit im Schichtdienst: Eine Woche früh, eine Woche spät - und freie Samstage gibt es nicht oft. Die gebürtige Griechin ist eine der rund drei Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel, für die 50 Euro mehr oder weniger Lohn pro Monat einen großen Unterschied machen.
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Quelle: abendzeitung-münchen.de vom 17.07.2015
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Modellprojekt fördert feste Stelle statt Minijob
Weniger Minijobs, mehr sozialversicherungspflichtige Arbeit: Minister Guntram Schneider (SPD) hat am Donnerstag eine positive Zwischenbilanz für ein Modellprojekt zur Umwandlung von Minijobs in feste Stellen gezogen.
Seit 2014 arbeiten in Dortmund und Unna Wirtschaftsverbände und Jobcenter daran, Minijobber in sozialversicherungspflichtige Arbeit zu bringen. «Allein in den letzten eineinhalb Jahren konnten bereits 1400 feste Arbeitsplätze geschaffen werden», teilte das Ministerium mit.
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Quelle: Welt online vom 09.07.2015
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Problem Scheinselbstständigkeit: Die Leiharbeiter des Journalismus
Pauschalisten erledigen in vielen Zeitungen die tägliche Arbeit, die notwendig ist, damit ihre Zeitung (...) Tag für Tag in der gewohnten Qualität erscheint. Sie schreiben und recherchieren, redigieren Texte anderer Autoren, planen und bestücken die Seiten (...). Festangestellte Mitarbeiter, für die der Verlag ganz regulär Sozialversicherungsbeiträge abführt, Redakteure genannt, sind sie trotzdem nicht.
Indem die Verlage sie als freie Mitarbeiter beschäftigen, sparen sie Buchhaltungsaufwand und eine Menge Geld: (...) Aufs Jahr gerechnet spart das Unternehmen so fast 7.000 Euro für jeden scheinselbstständigen Mitarbeiter. Darüber hinaus umgehen die Verlage den Arbeitnehmerschutz: Urlaubs- und Krankengeld sind nicht vertraglich geregelt, Kündigungsfristen oft ebenso wenig.
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Quelle: taz.de vom 06.07.2015
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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Göttinger Institut für Regionalforschung. Unter www.miese-jobs.de betreibt er ein Informationsportal zu atypischen und prekären Beschäftigungsformen.